Des Pfarrers Predigt an sich selbst… (Vorwerk)

Im aktuellen Korrespondenzblatt habe ich folgendes Gedicht von Dietrich Vorwerk entdeckt, das ich absolut teilenswert finde. Zum Glück ist es bereits gemeinfrei.

Ein Pfarrer muss sein /
ganz groß und ganz klein; / 
vornehmen Sinns wie aus Königsgeschlecht, / 
einfach und schlicht wie ein Bauernknecht; / 
ein Held, der sich selbst bezwungen, / 
ein Mensch, der mit Gott gerungen; / 
ein Quell von heiligem Leben, / 
ein Sünder, dem Gott vergeben; / 
ein Herr dem eignen Verlangen, / 
ein Diener der Schwachen und Bangen; / 
vor keinem Großen sich beugend, / 
zu den Geringsten sich neigend; / 
ein Schüler vor seinem Meister, / 
ein Lehrer im Kampf der Geister; / 
ein Bettler mit flehenden Händen, / 
ein Herold mit goldenen Spenden; / 
ein Mann auf den Kampfesstätten, / 
ein Weib an den Krankenbetten; / 
ein Greis im Schauen, / 
ein Kind im Trauen; / 
nach Höchstem trachtend, / 
das Kleinste achtend; / 
gestimmt zur Freude, / 
vertraut dem Leide, / 
weitab vom Neide; / 
im Denken klar, / 
im Reden wahr; / 
des Friedens Freund, / 
der Trägheit Feind; / 
feststehend in sich, / 
ganz anders als ich.
Durchpflügtes Land. Gedichte von Dietrich Vorwerk, Schwerin 21921, S. 17f.

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