Verständlich reden! Gottesdienst zum 1. Kor 14,1-12 (2. Sonntag nach Trinitatis, 13.6.2021)

Gebet: Psalm 36,6-10

Herr, deine Güte reicht bis an den Himmel

und deine Wahrheit bis zu den Wolken.

Deine Gerechtigkeit steht fest wie die Berge Gottes,

dein Recht ist so grenzenlos wie die große Flut.

Herr, du hilfst Menschen und Tieren.

Wie kostbar ist doch deine Güte.

Zu dir kommen die Menschenkinder,

im Schatten deiner Flügel finden sie Schutz.

Von den Gaben deines Hauses essen sie sich satt.

Von dem Bach, der zu deiner Freude strömt,

gibst du ihnen reichlich zu trinken.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens.

In deinem Licht sehen wir das Licht.

Basisbibel © Deutsche Bibelgesellschaft

Bibeltext: 1. Kor 14,1-12

Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist schenkt –vor allem aber danach, als Prophet zu reden.

Wer in unbekannten Sprachen redet, spricht nicht zu den Menschen, sondern zu Gott. Denn niemand versteht ihn. Was er unter dem Einfluss des Geistes sagt,bleibt vielmehr ein Geheimnis.

Wer dagegen als Prophet redet, spricht zu den Menschen. Er baut die Gemeinde auf, er ermutigt die Menschen und tröstet sie. Wer in unbekannten Sprachen redet,baut damit nur sich selbst auf. Wer aber als Prophet redet,baut die Gemeinde auf.

Ich wünschte mir, dass ihr alle in unbekannten Sprachen reden könntet. Noch lieber wäre es mir, wenn ihr als Propheten reden könntet. Wer als Prophet redet, ist bedeutender als derjenige, der in unbekannten Sprachen redet –es sei denn, er deutet seine Rede auch. Das hilft dann mit, die Gemeinde aufzubauen.

Was wäre, Brüder und Schwestern,wenn ich zu euch komme und in unbekannten Sprachen rede. Was habt ihr davon,wenn ich euch nichts Verständliches vermittle? Das kann eine Vision sein oder eine Erkenntnis, eine prophetische Botschaft oder eine Lehre.

So ist es ja auch bei den Musikinstrumenten, zum Beispiel bei einer Flöte oder Leier: Nur wenn sich die Töne unterscheiden, kann man die Melodie der Flöte oder Leier erkennen. Oder wenn die Trompete kein klares Signal gibt, wer rüstet sich dann zum Kampf? Genauso wirkt es, wenn ihr in unbekannten Sprachen redet. Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht, wie soll man das Gesagte verstehen können? Ihr werdet in den Wind reden! Niemand weiß, wie viele Sprachen es auf der Welt gibt. Und kein Volk ist ohne Sprache.

Wenn ich eine Sprache nicht verstehe, werde ich für den ein Fremder sein, der sie spricht. Und wer sie spricht, ist umgekehrt ein Fremder für mich. Das gilt auch für euch. Ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben.

Basisbibel © Deutsche Bibelgesellschaft

Gedanken:

Das große Lalula heißt ein Gedicht von Christian Morgenstern. Und es ist für uns vollkommen sinnlos. Silben ohne Sinn. Man liest es und steht hilflos daneben.

Das große Lalula

Kroklokwafzi? Semememi!
Seiokrontro – prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemi:
quasti basti bo…
Lalu lalu lalu lalu la!

Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lalu la!

Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []
Lalu lalu lalu lalu la!

Christian Morgenstern. Aus: Alle Galgenlieder, Insel Verlag 1938

So ging es den Menschen in Korinth: In der Gemeinde gab es Menschen mit der Begabung der Glossolalie, der Zungenrede, der Rede in fremden Sprachen. Eine der Gaben des Heiligen Geistes – aber leider sehr verwirrend für alle anderen.

Ich habe einmal in Südafrika ähnliches erlebt: Ein Gottesdienst in Xhosa und Englisch und plötzlich fingen alle an durcheinander zu reden. Ich habe hilflos rumgesehen, der Gottesdienst hat mir wenig gegeben.

Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht, wie soll man das Gesagte verstehen können? Ihr werdet in den Wind reden!

Die Zungenrede kommt in den Pfingstkirchen durchaus vor, in den Landeskirchen eher selten. Betrifft uns also der Predigttext nicht?

Ich glaube schon, denn er ermahnt zur verständlichen Sprache. Redet so, dass die anderen euch verstehen! Und das betrifft uns auch. Stellen Sie sich vor, jemand der noch nie in einer Kirche war und nicht christlich sozialisiert wurde: Versteht er diesen Gottesdienst? Versteht er unsere Gespräche danach?

Nehme ich als Pfarrer einen leicht verständlichen Bibeltext oder einen schwer verständlichen?

Rede ich von Sünde, Sühne, Erlösung, Hölle, Himmelreich und Gottes Herrschaft und gehe davon aus, dass die Leute schon wissen, was ich meine, oder erkläre ich die Begriffe?

Wenn wir mit Freunden, mit Bekannten reden und vielleicht auch mal auf Gott und unseren Glauben zu sprechen kommen:

Wie reden wir? Reden wir so, dass sie es verstehen? Oder sind wir in einer Kirchensprache gefangen?

Hier ist Paulus glaube ich wichtig: Wenn ich eine Sprache nicht verstehe, werde ich für den ein Fremder sein, der sie spricht. Und wer sie spricht, ist umgekehrt ein Fremder für mich. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben.

Also sollten wir darauf achten, dass unser Reden und tun verständlich ist und verständlich von Gottes Zuneigung zu uns Menschen erzählt.

Gebet:

Gott, verständlich sollen wir sein.

Deine Liebe klar erkennbar weitergeben.

Lass uns klare Zeichen setzen: Für die Benachteiligten in unserer Gesellschaft und weltweit.

Lass uns klare Worte finden,

für die, die nicht mehr selbst reden können.

Hilf uns auf verständliche Weise zu erzählen, was uns an dir wichtig und uns stärkt. Amen.

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