Predigt zu Gründonnerstag (1. Kor 11)

Liebe Gemeinde,
Der heutige Predigttext ist Ihnen alle vertraut: Er steht im 1. Korintherbrief im 11. Kapitel. Paulus schreibt:
Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Liebe Gemeinde,
das sind altbekannte Worte, die bei jedem Abendmahl gesprochen werden. Heute, am Gründonnerstag, an dem an das letzte Abendmahl gedacht wird, will ich mit Ihnen diese Worte nochmals besonders anschauen. Wir tun dies an Hand eines Bildes von Sieger Köder, das Sie haben und auch mitnehmen dürfen.
Sieger Köder ist 1925 geboren und war erst Lehrer. Mit 40 gab er diese Tätigkeit auf, studierte katholische Theologie und wurde 1971 katholischer Prieser. In zahlreichen Bildern versucht er die biblische Geschichte näher zu bringen.
Das Bild spielt in der Nacht, in der Jesus um seinen Weg, um seinen Leiden, seinen Tod mit Gott ringen wird. Es ist die Nacht des Abendmahls, aber vor allem des Verrats und der Gefangennahme. „In der Nacht da er verraten ward“ so beginnen die Einsetzungsworte. Sie können es auch am Bild erkennen: Siger Köder malt die Dunkelheit, die Bedrohung mit hinein in das Bild Der Hintergrund ist Dunkel wie das Dunkel der Nacht und des Verrats. Und wir erkennen auf dem Tisch den Schatten des Kreuzes. Gründonnerstag hängt eben eng mit Karfreitag zusammen.
Und dennoch soll es ein Festmahl sein, ein fröhliches Mal, der Tisch ist weiß gedeckt. Es ist ein Festmahl, über dem ein Schatten liegt – und das Kennen wir. Feste, auf die Krankheit oder Tod ihren Schatten werfen. Oft sind es gerade die Feste, bei denen der Tod uns besonders bewusst wird.

Wir sehen Jesus nicht auf dem Bild. Wir sehen nur seine Hände und sein Angesicht, das sich im Kelch spiegelt. So ist es auch bei den Abendmahlsfeiern – Wir sehen Jesus nicht direkt, aber dennoch ist er anwesend.

„Da nahm er das Brot, dankte und brachs und gabs seinen Jüngern und sprach“: Wir sehen nur die Geste weiter gebens, aber es ist gut vorstellbar, wie Jesus das Brot in die Hand nahm und das Dankgebet für die Passahfeier dazu sprach – so wie es jeder jüdischer Hausvorstand noch heute tut, in 2 Tagen feiern die Juden Pessach. Dieses Dankgebet ist der Grund, dass das Abendmahl im Katholizismus „Eucharistie“ heißt – Danksagung.
Was für ein Dank ist das? Ein Dank den Jesus spricht obwohl er weiß, dass er verraten und gekreuzigt wird?
Es ist der Dank, dass wir leben dürfen, in dieser Welt. Der Dank für die Schöpfung, dafür, dass Gott für die Menschen sorgt und die Welt erhält. Die Erinnerung an die Rettung des Volkes Israel, an Gott der befreit. An Ostern schreibt die alte Liturgie die Erzählung der Rettung aus Ägypten vor. Gott steht bei uns, auch im wenn auf unserem Festen ein Schatten liegt. Das ist der Dank, den auch die Juden sprechen, auch nach dem Holocaust.
Für mich ist dieser Dank ein Vorbild auch einen persönlichen Grund zum Danken zu entedecken. Wir sind von einer wunderbaren Natur, von schönen Pflanzen, von lieben Menschen und Freunden umgeben und müssen keinen Hunger leiden – Grund zum Danken.
Jesus sagte Dank – Das heißt Jesus übt danken. Denn manchmal ist einem nicht nach danken. Aber er übt Danken im Angesicht seines Leidens und Todes, danken kann man üben. Das Abendmahl kann eine Chance seinen seinen eigenen Dank vor Gott zu bringen.

„Und er nahm das Brot dankte und brachs“ – zuerst einmal ist es notwendig es zu brechen – das ungesäuerte Fladenbrot kann nur gebrochen werden. Aber dann zeigt Jesus auch auf sich: „Das ist mein Leib“ – Jesus selbst wird gebrochen werden. Das zeigt Siger Köder mit der Form der Brotstücke. Dahinter versteckt sich das griechische Chi und Rho, das Zeichen für Christus.
Für mich steckt dahinter der Sinn des Todes Jesu: Ich glaube Jesus ist gestorben, weil Gott uns nur so auch im Leid nahe kommen konnte. Weil Jesus gelitten hat, sind wir nicht allein, wenn wir leiden. Und mir persönlich geht es so: Das Jesus Verzweiflung, Angst, Leiden und Tod kennt, bringt mir Gott nahe, wenn er so weit weg scheint.

Damit hängt auch das oft so schwere zweite Abendmahlswort zusammen, das Kelchwort: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Das Blut, es steht für das Leben. Jesus gibt sein Leben, anders gesagt: Er ist bereit zu sterben, um Gott den Menschen in ihrem Leid wieder nahe zu bringen. Er ermöglicht einen Bund zwischen Gott und den Menschen, auch im Leid. Das Bild zeigt es wunderbar: Im Kelch ist Jesus sichtbar.
Jesus verbindet – in jeder Mahlfeier und heute auch in der Beichte, die wir nachher feiern.

„und er gabs seinen Jüngern“ heißt es in den Einsetzungsworten. Wenn Sie sich die Jünger anschauen: Sie wissen nicht so genau, was sie mit dem Ereignis anfangen sollen, schauen ziemlich ratlos. Einige wirken müde und einer schaut voller Furcht hinter Judas her.
Aber alle bekommen ihren Anteil, auch wenn Sie es nicht recht begreifen. Mir persönlich ist das wichtig: Dass jeder zum Abendmahl kommen kann, egal wie stark oder schwach jemand im Glauben ist und natürlich unabhängig von der Konfession. Es geht glaube ich auch nicht darum, wirklich zu verstehen, was im Abendmahl geschieht – darüber haben sich schon viele Theologen die Köpfe zermartert und wirklich erklären können wir es nicht – darum antworten wir auch mit dem Satz „Geheimnis des Glaubens“.
Wichtig ist für mich: Gott kommt uns nahe. Er verbindet uns miteinander. Und wenn wir gemeinsam feiern, so unterschiedlich wie wir sind, mit all den Differenzen, die wir haben, dann ist Jesus anwesend. Und wir können feiern, weil er uns alle dazu eingeladen hat. Auch die Junger waren höchst unterschiedlich.
Wir können einfach kommen und haben den Auftrag, diese Geschichte und die Einladung weiterzusagen. Beide Hände auf dem Bild sind offen, einladend.

Ich möchte mit Ihnen vor dem Abendmahl eine kleine Beichtfeier machen. Weil ich glaube, dass es ein Fest ist zu dem wir eingeladen sind. Und so wie wir uns für ein Fest gut anziehen, uns vorbereiten, so ist es gut sich auf das Abendmahl vorzubereiten. Die Beichtfeier, sie ermöglicht uns abzugeben was uns belastet und persönlich zugesprochen zu bekommen, dass uns nichts von Gott trennt.

Gründonnerstag, ein Festtag vor Ostern, der wie Karfreitag nur deswegen ein Festtag ist, weil Ostern schon geschehen ist. Weil Jesus lebt. Und das Abendmahl, das gemeinsame Feiern ist ein Vorgriff darauf, was uns einmal erwarten wird: Eine Einigkeit untereinander und mit Gott, die wir nicht erklären, sondern nur glauben können.
Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre euren Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

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