Formulierungen: Pfr. Gerhard Beck. Lieder: Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe Bayern & Thüringen
Einganglied: 168,1-3 Du hast uns Herr gerufen
Eingangsgebet:
Wir kommen in diesen Gottesdienst und bringen mit, was uns bewegt.
Fröhliches und Trauriges, Erleichterndes und Belastendes.
Vieles von dem, was uns traurig macht, macht auch sprachlos: Die Gewalt der Unwetter, die Gewalt der Menschen, Unfälle auf den Strassen.
Manchmal fehlen die richtigen Worte.
So wollen wir in einem Moment des Schweigens all das, was uns bewegt vor Gott bringen: Stille
Wir singen gemeinsam: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. 684 Herr erbarme, erbarme dich 2x
Zu Gott können wir mit unseren Sorgen kommen. „Herr höre meine Stimme, wenn ich rufe“ sagt der Psalm 27. Wir wollen ihn gemeinsam sprechen.: Introitus: 744
„Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn“. Denn der Herr ist mein Licht und mein Heil.
Dafür wollen wir Gott danken: Gloria: 179.1+4
Gebet des Tages (nicht veröffentlicht, da übernommen)
Lesung aus der Schrift: Jer 31,31-34
Glaubensbekenntnis
Wochenlied: 058 Die Gott lieben werden sein wie die Sonne
Predigt
GnadeseimiteuchundFriedevonGott,unsermVaterunddemHerrnJesusChristus
G:Amen
Liebe Gemeinde!
Manchmal fehlen mir die Worte. Vor allem bei Beerdigungen weiß ich manchmal nicht was ich sagen soll, obwohl ich das Sprechen und Worte finden ja gelernt habe. Aber es gibt Gespräche und Beerdigungen, die sind so voller Leid und Trauer, da fehlen mir einfach die Worte.
Vor zwei Woche hielt ich eine Gedenkfeier für einen verunglückten jungen Motorradfahrer, einer von so vielen die in den letzten Monaten und Jahren bei uns verunglückt sind: Ich wusste bei der Trauer der Angehörigen, bei ihrem Klagen und Fragen erst einmal nichts zu sagen.
Meine Mentorin hat mir als ich zum ersten Mal in diese Situation kam, folgenden Rat gegeben. Sie sagte: Herr Beck, manchmal müssen Sie gar nichts sagen. Lassen sie doch Gott sprechen. In der Bibel gibt es so viele Worte, die mittrauern oder trösten. Da müssen Sie keine Worte hinzufügen.
Mich entlastet das: Gott durch die Bibel selbst sprechen lassen. Und seitdem entdecke ich immer wieder Worte, die in diese Situationen passen.
Ich habe Hiob neu entdeckt, der Gott mit aller Gewalt Unglücks anklagt: „Warum bin ich geboren Gott?
Was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen.
Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach!“ Einige Menschen, die ich begleitete, könnten diese Worte sofort mitsprechen.
Oder der Psalm 22, den auch Jesus am Kreuz ausschrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Mir tut es gut in der Bibel zu lesen, wie Abraham und Mose mit Gott stritten, wie Jesus Angst hatte und Paulus von seiner Schwachheit erzählte.
Was mir wichtig wurde: Ich darf Gott auch Trauer, Angst, Leid und Beklemmung klagen, ja sogar ihn an den Kopf werfen. Und trotzdem gibt es auch so viel, bei dem ich kaum mehr Worte finde: Die Gewalt der Natur im Balkan, die Menschenleben vernichtet und Existenzen zerstört.
Die Gewalt der Menschen, die in Krieg und Terror endet.
Und Unfälle in denen junge Menschen bei ihrer ersten Fahrt auf dem eigenen Moped tödlich verunglücken.
Und vielleicht macht es mich so sprachlos, da ich glaube, dass das nicht die Welt ist, die Gott für uns will. Ich kann nicht einfach sagen: So ist die Welt, weiter geht’s!
Nein, ich glaube, dass Gott uns liebt und für uns letztendlich ein Leben ohne Schmerz und Trauer und Tränen will, so wie es uns in der Offenbarung versprochen ist und in unserem Kirchenfenster steht.
Paulus sagt im Römerbrief: Im Übrigen meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen, wenn wir an die Herrlichkeit denken, die Gott bald sichtbar machen und an der er uns teilhaben lassen wird.
Und er sagt: Die ganze Schöpfung wartet auf die Erlösung und sieht diese Welt mit Seufzen.
Ja, mehr als Seufzen kann ich manchmal auch nicht, weil mir die Worte fehlen.
Aber Paulus geht weiter. Er erzählt vom Geist Gottes. So steht es in unserm Predigttext im 8. Kapitel des Römerbriefes:
Und auch der Geist Gottes tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten.
Und Gott, der alles durchforscht, was im Herzen des Menschen vorgeht, weiß, was der Geist mit seinem Flehen und Seufzen sagen will; denn der Geist tritt für die, die zu Gott gehören, so ein, wie es vor Gott richtig ist.
Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen.
Schon vor aller Zeit hat Gott die Entscheidung getroffen, dass sie ihm gehören sollen. Darum hat er auch von Anfang an vorgesehen, dass ihr ganzes Wesen so umgestaltet wird, dass sie seinem Sohn gleich sind. Er ist das Bild, dem sie ähnlich werden sollen, denn er soll der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.
Und weil Gott sie für dieses Ziel bestimmt hat, hat er sie auch berufen. Und weil er sie berufen hat, hat er sie auch für gerecht erklärt. Und weil er sie für gerecht erklärt hat, hat er ihnen auch Anteil an seiner Herrlichkeit gegeben.
Liebe Gemeinde,
der Geist Gottes tritt für uns ein. Wir müssen nicht immer die richtigen Worte parat haben. Auch nicht im Gebet. Der Geist Gottes bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten.
Und Gott, der alles durchforscht, was im Herzen des Menschen vorgeht, weiß, was der Geist mit seinem Flehen und Seufzen sagen will; denn der Geist tritt für die, die zu Gott gehören, so ein, wie es vor Gott richtig ist.
Ich persönlich finde das unheimlich entlastend. Oft weiß ich nicht, wie ich ausdrücken soll, was ich sagen will. Manchmal weiß ich nicht, wie ich beten soll. Da bleibt mir nur ein Seufzen.
Diese Zusage von Paulus, dass der Geist Gottes uns in unserer Schwachheit hilft und ein Seufzen, ja ein innerliches Innehalten ohne Worte schon als Gebet reicht – mich entlastet das sehr.
Und ich glaube der Geist Gottes kann Sprachlosigkeit in die richtigen Worte verwandeln.
Als die Jünger nach der Himmelfahrt Christi zusammensaßen, wussten sie vielleicht auch nicht immer, was sie sagen sollen. Sie saßen zusammen. Untereinander. Und Jesus war weg. Und am Pfingstfest kam der Geist Gottes, machte Ihnen Mut und gab Ihnen Worte: verständliche Worte, so dass die herumstehenden Menschen sie verstanden und von Jesus erfuhren.
Der Geist Gottes hat Sprachlosigkeit in die richtigen Worte verwandelt.
Und das gilt auch bei uns, bei unserem Gebet sagt Paulus.
Und Paulus geht einen Schritt weiter.
Er sagt auch: Wenn du siehst, was in der Welt schief läuft und daran verzweifelst: Dann gib die Hoffnung nicht auf. Denke daran, was dir versprochen ist. Dir als Christ:
Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen.
Wer berufen ist, der ist gerecht und hat bereits Anteil an der Herrlichkeit.
Liebe Gemeinde, hier würde ich Paulus gerne einmal persönlich befragen: Was meint er mit „alles trägt zum Besten bei“? Meint er: Alles wird gut? Es gibt hinter allem einen größeren Sinn, du verstehst ihn nur noch nicht?
Wenn das so wäre, würde ich mich mit ihm streiten. Denn ich sehe wenig Sinn in Naturkatastrophen, Kriege oder tödlichen Unfällen junger Menschen.
Ich weiß also nicht genau, was er mir damit sagen will.
Was ich aber gut verstehe ist: Wir sind als Menschen, die an Gott glauben berufen. Wir sind Gottes Kinder, die er liebt. Wir haben schon Anteil an seiner Herrlichkeit. Und wer Anteil daran hat, der wird von dieser Schöpfung, von dieser Welt erlöst werden.
Und Paulus war überzeugt: Das geschieht noch zu seinen Lebzeiten, die nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte, dann ist es so weit!
Vielleicht ist ihm deshalb die Sinnsuche hinter dem Leid nicht so wichtig, da das Leid ja sowieso nur noch kurz dauern wird.
Wir wissen: Die Schöpfung ist immer noch nicht ganz erlöst, unsere Welt auf der wir leben, ist immer noch nicht so, wie sie einmal sein soll. Es gibt immer noch Schmerz, Trauer und Tod und wir seufzen immer noch.
Aber wir können jetzt schon daran arbeiten, dass sie Gottes Wunsch ähnlicher wird. So wie es Christen schon immer tun: Indem wir uns dafür einsetzen, dass die Armen versorgt sind. Indem wir uns umeinander kümmern. Flüchtlinge aufnehmen. Trauernde trösten. Einsame besuchen.
Indem wir uns gegen den Krieg, gegen die Waffenexporte und für den Frieden einsetzen.
Mit Taten und mit dem Gebet. Und der Geist Gottes wird uns im Gebet helfen.
Und wenn wir dies tun, wenn wir handeln und beten, dann tun wir dies im Vertrauen darauf, dass Gott uns nicht verlässt. Dass er uns liebt und uns beisteht, wie sehr es auch manchmal anders wirkt.
Denn so schreibt Paulus nach unserem Predigttext:
Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? Not? Angst? Verfolgung? Hunger? Entbehrungen? Lebensgefahr? Das Schwert des Henkers?
Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch ´unsichtbare` Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch ´gottfeindliche` Kräfte,weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, Amen.
Amen.
Stille Musik
Predigtlied und Kollekte: 351,1+7-9 Ist Gott für mich so trete
Abkündigungen
Fürbitte / Vater Unser:
(nicht veröffentlicht, da übernommen)
=> Bitten aus Gebetsbuch
=> Vater Unser
Entlassung
SEGEN
Der Herr segne und behüte euch.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch + Frieden.Amen
Endlied: 168,4-6 Du hast uns Herr gerufen
Musik zum Ausgang