Mit Zuversicht aufbrechen – Predigt zu Reminiszere (Hebr 11,8-10)

Liebe Gemeinde!
Glaube bewegt uns im Idealfall dazu, etwas zu tun. Anderen zu helfen, Risiken zu wagen, Mutige Entscheidungen zu treffen.
Aber was ist Glaube? Im 11. Kapitel des Hebräerbriefs steht dazu: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Das ist Ihnen zu abstrakt, zu weit weg? Der Hebräerbrief bringt eine Beispiele der Glaubensväter, wieso Glaube eine feste Zuversicht auf was, worauf wir hoffen ist und ein Nichtzweifeln, an dem, was wir nicht sehen. Ein Beispiel ist für ihn Abraham. In unserem Predigttext steht zu ihm:
Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam,  als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte;  und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.
Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.
Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Abraham ist aufgebrochen, noch im hohen Alter, mit 75 Jahren. Er hat den Ruf Gottes gehört und ist ihm gefolgt. Der Ausgangspunkt für den Glauben Abrahams war also nicht eine plötzliche Idee oder ein lang gefasster Plan, von daheim wegzugehen. Der Ausgangspunkt für seinen Glauben lag in einem Wort Gottes an ihn. Und Abraham hatte darum eine Hoffnung – die auf Gottes Versprechen auf Land und Nachkommenschaft.
Und er hatte en „Nichtzweifeln“ an Gott, den er ja nicht sah. Aber er hörte ihn. Der Glaube hat auch viel mit dem Hinhören zu tun.
Deshalb sind für viele von uns ja auch bestimmte Bibelworte so tragend und wichtig, der Konfirmationsspruch vielleicht, die Jahreslosung oder ein Bibelwort auf einer Grußpostkarte. Manchmal hat man das Geefühl: Hier spricht mich eine Bibelstelle persönlich an. Das Wort passt auf meinen Tag, meine Situation-
Abraham hat sein Zuhause, seine Familie und die Verwandtschaft zurückgelassen. Dem Ruf Gottes hat er vertraut, auch wenn ihn das in manche Schwierigkeit und Unsicherheit hineingebracht hat.
Ein Fremdling ist er gewesen, zeitlebens. Nirgends war er so recht daheim, auch im verheißenen, im gelobten Land nicht. Ein Leben im Zelt hat er geführt. Immer wieder Aufbruch also und Weiterziehen. Widerstände und Unverständnis hat er erfahren.
Mit 75 Jahren noch so ein Schritt ins Ungewisse!
Abraham ließ sich nicht halten. Er vertraute auf Gott. Und Gott blieb bei ihm, trotz aller Probleme – auch diese Erfahrung machte er. Denn Probleme hatte er genug.
Zum Beispiel den Streit mit Lot: Abraham hatte seine ganze Familie dabei, seinen Neffen Lot, das Land war knapp, die Hirten stritten sich um jeden Eimer Wasser. Abraham musste sich trennen und entschied sich um des Friedens willen in die Wüste ziehen.
Oder der Wunsch nach einem Kind: Abrahams Ehefrau Sara gab ihm die Magd Hagar als Nebenfrau. Und tatsächlich stellte sich der Nachwuchs Ismael bald darauf ein. Doch noch als Kind wurde Ismael samt seiner Mutter verjagt.
Die Ungeduld, die Abraham und Sarah hatten, hat ihnen nicht gut getan. „Glauben ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft“ In diesem Fall war es der Nachwuchs, den Gott versprochen hatte und Abraham hatte keine feste Zuversicht.
Das ist sehr schön, finde ich: Zum einen, das auch unsere Glaubensvorbilder mal nicht glauben, sondern zweifeln. Das macht sie mir sympathisch, das passiert schließlich jedem von uns.
Und zum zweiten: Dass Gott trotzdem seine Pläne mit uns hat. Abraham hat seinen Sohn Isaak noch bekommen. Aber an einem anderen Zeitpunkt als er erhoffte.
Auch das ist nah an unserem Leben: Gott hält sich nicht an unsere Pläne, unsere Zeiten. Er hat seine eigenen Pläne. Und das muss man aushalten.
Aushalten im Glauben heißt hier: Auf eine feste Zuversicht, eine feste Hoffnung auf Gott und seine Versprechen, auf das was man hofft haben.

Abraham hoffte nicht nur in diesem Leben auf Gott. „Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“, so beschreibt es der Hebräerbrief. Auch wir als Christen warten auf die Stadt. Besonders in unserer Versöhnungskirche, deren Fenster an der Seite zum Garten hin von dieser Stadt erzählen.
Es ist die Stadt, die uns in Gottes Reich erwartet, nach unserem Tod. Es ist die Hoffnung, dass auch Gott uns auch nach dem Tod trägt. Es ist die feste Zuversicht, dass nach unserem Tod kein Leid, kein Sterben, kein Schmerz mehr sein wird. Diese Stadt kann nur Gott bauen.
Auf sie zu hoffen, gibt mir auch in diesem Leben Zuversicht.
Amen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert