Andacht am 20. Juni 2021 – 3. Sonntag nach Trinitatis

Gebet: Ps 103,113 in Auszügen

Lobe den Herrn, meine Seele!

Und alles in mir preise seinen heiligen Namen!

Lobe den Herrn, meine Seele!

Und vergiss nicht das Gute, das er für dich getan hat!

Er vergibt dir alle deine Sünden.

Er führt dein Leben aus der Todesnähe.

Er schmückt dich mit einer Krone –

sie besteht aus Güte und Barmherzigkeit.

Der Herr schafft Gerechtigkeit.

Allen Unterdrückten verhilft er zum Recht.

Reich an Barmherzigkeit und Gnade ist der Herr,

unendlich geduldig und voller Güte.

Er liegt nicht ewig mit uns im Streit

und ist nicht für immer böse mit uns.

Er straft uns nicht, wie wir es verdienen,

und unsere Sünden zahlt er uns nicht heim.

So hoch, wie der Himmel über der Erde steht, so weit reicht seine Güte. Sie umfasst alle, die zu ihm gehören.

So fern, wie der Osten vom Westen ist,

so weit rückt er unsere Vergehen von uns weg.

Wie ein Vater seinen Kindern mit Güte begegnet,

so barmherzig handelt der Herr an denen, die zu ihm gehören.

Basisbibel © Deutsche Bibelgesellschaft

Das verlorene Schaft, Cobh St. Colmans Cathedral

Andreas F. Borchert, Cobh St. Colman’s Cathedral North Aisle Window 4 2015 08 27, Detailausschnitt, CC BY-SA 4.0

Bibeltext: Lukas 15,1-7

Alle Zolleinnehmer und andere Leute, die als Sünder galten, kamen zu Jesus, um ihm zuzuhören.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich darüber. Sie sagten: »Mit solchen Menschen gibt er sich ab und isst sogar mit ihnen!«

Da erzählte ihnen Jesus dieses Gleichnis:

»Was meint ihr: Einer von euch hat 100 Schafe und verliert eines davon. Wird er dann nicht die 99 Schafe in der Wüste zurücklassen? Wird er nicht das verlorene Schaf suchen,bis er es findet? Wenn er es gefunden hat, freut er sich sehr. Er nimmt es auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammenund sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir!Ich habe das Schaf wiedergefunden,das ich verloren hatte.‹ Das sage ich euch: Genauso freut sich Gott im Himmel über einen Sünder, der sein Leben ändert. Er freut sich mehr als über 99 Gerechte, die es nicht nötig haben, ihr Leben zu ändern.«

Basisbibel © Deutsche Bibelgesellschaft

Gedanken:

Was für eine typische Geschichte. Ich glaube sie könnte heute noch ganz genauso geschehen. Auch wir haben heute noch so Erwartungen wer kommen muss.

Vor einigen Jahren war der Ministerpräsident in der Stadthalle. Geschlossene Gesellschaft, geladene Gäste. Empfang Ehrenamtliche.

Eingeladen von der evangelischen Kirche: Der einzige Hauptamtliche – ich. Ich habe die Einladung weitergegeben, an unsere Vertreterin der Ehrenamtlichen: die Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes.

Da gab es dann nachfragen: Warum war denn nicht der Pfarrer da war, das wäre doch erwartet worden.

Nein sagt Jesus: Ich erfülle eure Erwartungen nicht.

Wenn ich, Jesus zu euch komme, dann ist das doch – anders als beim Ministerpräsidenten – keine Belohung für euer Engagement.

Ich komme zu denen, die mich brauchen. Ich komme zu den Zöllnern, mit denen ihr kein Wort redet, und rede mit Ihnen.

Ich komme zu den Huren, die ihr verachtet, und achte sie.

Ich komme zu denen Behinderten, die euch mit ihrem Gebettel in eurer heilen Welt stören und rede mit Ihnen.

Ich komme zu den Kindern, denen ihr wenig zutraut und sage Ihnen: Ihr wisst schon viel!

Ich komme zu denen, die andere Betrügen und zeige Ihnen, dass sie das nicht glücklich macht.

Ich komme zu denen, die auf der Suche sind und zeige Ihnen einen Weg.

Und warum komme ich nicht als Belohnung?

Weil ihr eure Beziehung zu Gott schon habt.

Gott aber, will sich besonders um die kümmern, die ihn brauchen.

So wie ein Schäfer, der sich um jedes einzelne Tier kümmert.

Gott ist so ein radikaler Schäfer, dass er weiß: Die 99 Schafe kann ich mal kurz allein lassen. Die vertrauen mir, die wissen, das ich da bin, das klappt schon.

Das eine Schaf, das sich verirrt hat, das muss ich suchen und zurückbringen.

Ich finds toll. Ich habe auch immer ein bisschen Bammel um die 99 anderen Schafe. Und ich glaube, ich könnte es nicht so machen.

Aber ich finds toll, mit welcher Konsequenz Gott sein Ziel verfolgt.

Und zu welchen Schafen gehören wir: Zu den 99 oder sind wir das eine?Ich glaube je nachdem: Manchmal sind wir Teil der 99, oft das eine. Und ich finds toll, dass Gott sich dann auf den Weg macht und uns sucht.

Gebet:

Gott, wie oft sind wir das eine verlorene Schaf. Machen unsere Fehler, sehen sie nicht. Und du gehst uns hinterher und suchst uns.

Hilft uns dann auf den rechten Weg, lass uns dich erkennen.

Gebe uns innere Kraft die Fehler der anderen zu verzeihen

und bewahre uns vor der Arroganz der vermeintlich Fehlerlosen. Amen.

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