Abschied nehmen – getröstet sein: Ein Familiengottesdienst zum Thema Sterben (Joh 3)

Bei einer Fortbildung zu Altenheimgottesdiensten fiel mir ein „Piccolo-Gottesdienst“ mit Stofftaschentüchern in die Hand. Diesen habe ich zu einem „Gottesdienst für Jung und Alt“ mit Abendmahl ausgearbeitet. Die Ideen zur Verwendung des Stofftaschentuches wurden übernommen.
Gefeiert wird er am 9. November 2014 um 9.30 Uhr in der Versöhnungskirche Neunburg vorm Wald
Begrüßung:
November, Zeit der Trauer: Letzten Sonntag Allerheiligen, bald Ewigkeits/Totensonntag
Gottesdienstthema: Abschied nehmen
Gottesdienst feiern im Namen des Vaters der uns geschaffen hat, im Namen des Sohnes, der den Tod überwunden hat und im Namen des Heiligen Geistes, der in der Trauer tröstet. Amen
Lied: Ach berge meine Tränen (Melodie: 347: Ach bleib mit deiner Gnade)
Der Psalm 23 tröstet uns, wenn wir traurig sind:
Psalm 23: 027 gesprochen
Die heutige Lesung gehört zur unglaublichen Geschichte, in der Jesus seinen Freund Lazarus vom Tod erweckt. Sie soll uns daran erinnern, dass Jesus selbst auferstanden ist:
Lesung: Joh 11, 17-27 (Basisbibel)
Gebet
Herr, du hast Lazarus, deinen Freund aus der Höhle des Grabes gerufen: Komm heraus! Und er lebte
Du, der Lebendige, gibst Leben.
Du, das Licht, siegst über alle Finsternis.
Du, die Liebe, befreist von aller Furcht
Dein bin ich im Licht des Lebens und im Dunkel der Nacht.
Amen.
Wir wollen uns zu Gott bekennen mit dem Lied 632: Ich will glauben, du bist da…
Glaubensbekenntnis: Lied 632: Ich will glauben, du bist da
Predigt mit Stofftaschentüchern
Liebe Gemeinde,
nehmen Sie noch Stofftaschentücher her? (Rausholen)
Wer hat eines dabei?
Es gibt ganz verschiedene (Betrachten)
Stofftaschentücher kann man für vieles Benutzen: (ausführen)
  • laufende Nasen: Nase putzen
  • zuwinken (Erinnern: wann jemand zugewinkt?)
  • Mund abtupfen, wenn keine Serviette da
  • Verbinden von Wunden
  • Tränen trocknen
Tränen werden beim Abschied getrocknet. Besonders viele Tränen fließen, wenn ein Mensch stirbt. Man braucht dann so ein Taschentuch
Jesus brauchte auch ein Taschentuch. Kurz nach der Geschichte, die wir gerade gehört haben, steht Jesus mit der Familie von Lazarus am Grab. Er sieht wie alle um Lazarus weinen, dann wird er zornig und kurz danach weint er selbst. Das ist übrigens die einzige Stelle in der Bibel, in der Jesus weint.

[Anmerkung nach dem Gottesdienst: Meine Gemeindeglieder passen auf! Die Aussage es sei die einzige Stelle der Bibel an der Jesus weinte ist falsch. Jesus weinte z.B. auch über Jerusalem. Hier hat mein Gedächtnis getäuscht.]
 

Interessanterweise erzählt sie nicht, wieso er weint.
Über den Tod von Lazarus war er nicht traurig, denn er hat vorher zu seinen Jüngern gesagt:
Diese Krankheit führt nicht zum Tod. Sie soll die Herrlichkeit Gottes zeigen. Ich werde Lazarus vom Schlaf aufwecken.“ Mit dem Schlaf hatte er den Tod gemeint.
Ich kann mir vorstellen, dass Jesus sehr traurig und sehr zornig war, dass der Tod eines Menschen die Menschen so traurig macht. Dass so viele Taschentücher gebraucht werden.
Da geschieht etwas unglaubliches: Lazarus, der ganz sicher tot war, wurde von Jesus hinausgerufen und kam aus seinem Grab. Er lebte wieder.
Für alle Menschen um Jesus war das unglaublich. Jesus aber wollte uns damit etwas zeigen: Gottes Liebe ist viel stärker als der Tod.
Ja, die Menschen sterben. Und wir sind traurig weil sie fehlen. Aber irgendwann, werden wir alle wieder Leben. Keiner weiß wie und ob wir dann noch unseren Körper haben, aber wir werden wieder leben. Wir werden keine Schmerzen mehr haben und nicht mehr traurig sein müssen.
Das heißt: Mit dem Tod ist nicht alles vorbei. Irgendwie geht es weiter. Und das ist etwas, was uns trösten kann.
Als Zeichen für die Freude darüber, schmücken wir an Allerheiligen und am Ewigkeitssonntag die Gräber.
Deshalb heißt der Sonntag in zwei Wochen in unserer Gemeinde auch Ewigkeitssonntag um daran zu erinnern, dass unsere Toten nicht für immer Tod sind, sondern für die Ewigkeit auferstehen werden.
Amen.
Instrumentalmusik
Lied: 637,1-3 Von guten Mächten
Abkündigungen
Abendmahlslied: 096 Ich bin das Brot
Abendmahl nach Dt. Abendmahl (ohne Musik)
Fürbittengebet & Vaterunser
Guter Gott,
wir danken dir für das Abendmahl.
So wie die Freunde von Lazarus gefeiert haben, als er wieder lebte, so haben auch wir gemeinsam gegessen und getrunken. Danke für diese Gemeinschaft.
Guter Gott, wir vermissen die Menschen, von denen wir Abschied nehmen mussten: Wir vermissen die, die weggezogen sind und die, die gestorben sind.
Wir bitten dich: Pass auf sie auf und behüte sie.
Sei bei allen Menschen, die einsam sind
Tröste alle, die Traurig sind.
Sei ein Licht für alle, die nur Dunkelheit um sich sehen.
So beten wir mit allen Menschen das Vater Unser:
Segen
Der Herr segne und behüte euch
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch + Frieden.
Amen

3 Kommentare zu „Abschied nehmen – getröstet sein: Ein Familiengottesdienst zum Thema Sterben (Joh 3)

  1. Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Familiengottesdienst zum Thema Sterben. Mein Onkel möchte einen Verabschiedungsraum, für die Bestattungsfeier die er organisiert, mieten. Gut zu wissen, dass die Bibel viele passende Bekenntnisse bietet, die sich für eine Bestattung eignen.

    1. Sehr geehrter Herr Müller,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich habe ihn ohne die Werbung für den Verabschiedungsraum freigeschaltet.
      In der Bibel gibt es natürlich viele Texte – ein Bekenntnis kommt aber im Gottesdienst den sie kommentiert haben, nicht vor.
      Am besten wendet sich ihr Onkel an seinen Pfarrer/seine Pfarrerin. Beerdigungen kann man sehr gut gemeinsam vorbereiten und passende Texte finden.

  2. Ganz herzlichen Dank für den besonderen Gottesdienst! Auch ich bin in Kinder- und Seniorenarbeit involviert und immer auf der Suche nach Gottesdiensten, die mit einem „Aufhänger“ zum Thema und in die Tiefe finden. In Kürze wollte ich zu diesem Thema (Sterben, Ewigkeit, Abschied) in Kinderkirche und mit Senioren arbeiten. Darf ich diese Vorlage nutzen und meinen Kollegen empfehlen? Ich finde sie wirklich gelungen. Herzliche Grüße
    Sabine Fischer

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