… wo Gerechtigkeit wohnt – Predigt zum Ewigkeitssonntag (2. Petr 3, 8-13)

Hinweis: Der Ewigkeitssonntag wird bei uns als Sonntag mit Totengedenken begangen, es kommen auch einige Angehörigen von Verstorbenen des letzten Jahres.

Liebe Gemeinde,
Ein Mann schreibt sein Testament. Er schreibt das auf, was ihm wichtig geworden ist, was für die Zukunft bewahrt werden soll.
Weil er Theologe ist, schreibt er theologische Dinge, Glaubensdinge auf. Und weil er mitkriegt wie viele in seiner Gemeinde glauben, dass das Leben immer so weiter gehen wird, schreibt er etwas dazu auf.
Er glaubt nicht daran. Er glaubt daran, dass Gott, der die Welt geschaffen hat, der jeden einzelnen Menschen bei seinem Namen kennt, die Welt auch wieder beenden wird. So wie auch des Leben jedes einzelnen Menschen beendet wird.
Und er beschreibt seine Überzeugung mit plastischen Bildern. Bilder, die vielleicht auch Unwohlsein auslösen. Doch das wichtigste kommt nach den Bildern, im letzten Satz.
Hören Sie im Namen von Petrus aufgeschrieben wurde, gedacht als das Testament von Petrus, aufgeschrieben im 2. Petrusbrief, im 3. Kapitel:
Ihr dürft aber eines nicht vergessen, meine Lieben: Ein Tag ist für den Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag.
Der Herr zögert die Erfüllung seines Versprechens nicht hinaus, auch wenn einige es für eine Verzögerung halten. Sondern er hat Geduld mit euch. Denn er will nicht, dass jemand zugrunde geht. Im Gegenteil: Er will, dass alle die Gelegenheit ergreifen, ihr Leben zu ändern.
Aber der Tag des Herrn kommt unerwartet wie ein Dieb. Dann werden die Himmel im prasselnden Feuer vergehen. Die Gestirne werden in der Hitze zerschmelzen. Und die Erde mit allem, was auf ihr geschaffen wurde, wird nicht mehr da sein.
Wenn alles auf diese Weise vergeht, dann bedeutet das für euch: Das Leben, das ihr führt, muss geprägt sein von Heiligkeit. Und ihr müsst euren Glauben wirklich ausüben. Wartet darauf, dass der Tag Gottes kommt, und versucht, sein Kommen zu beschleunigen.
An diesem Tag werden die Himmel im Feuer vergehen. Und die Gestirne werden in der Gluthitze schmelzen.
Doch dann erwarten wir neue Himmel und eine neue Erde wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit überall gegenwärtig sein.
Liebe Gemeinde, was für Bilder: Himmel die in prasselnden Feuern zergehen, Gestirne die in Hitze zerschmelzen. Es sind Bilder, die Angst machen können, die Ablenken von der eigentlichen Botschaft und der Hoffnung.
Diese Bilder benutzt der Briefschreiber, um klar zu machen, dass sich das Leben ändern wird. Es wird nicht immer so dahin gehen, wie es schon immer war. Auf einen Schlag, ganz plötzlich, kann sich das Leben ändern.
So, wie der Tod das Leben verändert, wie oft ganz plötzlich ein Mensch fehlt.
Was, so fragt der Briefeschreiber, was für eine Konsequenz ziehst du daraus?
Früher gab es die Lebenseinstellung des „Memento mori“ – Bedenke, dass du sterben musst. Wer das bedenkt, der verändert sein Leben. Vor allem wenn er weiß, dass der Tod nicht vorherplanbar ist.
Wer so lebt, dass er jederzeit sterben kann, dem sind die Augenblicke im Hier und Jetzt wichtig. Es ist wichtig die Zeit mit den Enkeln zu genießen.
Es ist wichtig, den Streit schnell zu beenden und sich zu versöhnen.
Es ist wichtig beim Verlassen des Hauses mit einem tiefen Blick in die Augen „Tschüss“ zu sagen.
Und es ist wichtig, ehrlich zu sein.
Zu guter letzt: Es ist wichtig seinen Glauben ehrlich zu leben. Wenn alles auf diese Weise vergeht, steht im Petrusbrief dann bedeutet das für euch: Das Leben, das ihr führt, muss geprägt sein von Heiligkeit. Und ihr müsst euren Glauben wirklich ausüben.
Das ist nicht leicht: Ehrlich zu leben. Seinen Glauben ehrlich zu leben.
Wenn wir auf das Leben der Verstorbenen zurückblicken dann sehen wir, wo die Ehrlichkeit gut gelungen und vielleicht auch misslungen ist. Wir können voller Freude zurückblicken, aber auch voller Schmerz, wenn noch einiges unklar und ungesagt bleibt.
Oft merke ich im Beerdigungsgespräch, wie sehr das Leben der Verstorbenen für die Unklarheiten und das Ungesagte verantwortlich war. Wie ein Verstorbener geprägt war vom Krieg, von den Schützengräben in seiner Jugend. Vom harten Wiederaufbau. Wie wichtig es war, in dieser harten Zeit selber hart zu sein, die Gefühle und Ängste bei sich zu behalten. Ganz oft gilt das auch für Glaubensdinge. Das ist nicht immer leicht für alle anderen, aber im Rückblick manchmal verständlich.
Wie wäre es, wenn das bei Gott, im Leben mit Gott, nicht mehr so ist? Wenn es keine Verbitterung mehr gibt über Ungerechtigkeiten, kein Schmerz, kein Geschrei, keinen Tod? Das Leben bei Gott ist nicht vergleichbar mit dem Leben auf der Erde. Viel sagt die Bibel nicht über das Leben bei Gott, das Leben nach dem Tod und dem Ende der Welt. Aber da ist sie sich einig: Es ist nicht vergleichbar mit dem Leben, wie wir es kennen.
Paulus, der körperliche Schmerzen hatte, war wichtig, dass wir keinen Körper wie unseren mehr haben. Dass wir keine Schmerzen mehr erdulden müssen.
Die Offenbarung spricht davon, dass es keine Schmerzen mehr geben wird, kein Leid, kein Geschrei, keinen Tod.
Und der Mann, dessen Testament unser Predigttext ist, ist sich sicher: dann erwarten wir neue Himmel und eine neue Erde wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit überall gegenwärtig sein.
In Ihnen wird Gerechtigkeit überall sein. Ein großes Wort, Gerechtigkeit und ein großes Versprechen.
Gerechtigkeit, die überall gegenwärtig ist, das bedeutet: Es gibt keinen Grund mehr für Streit. Keinen Streit mehr zwischen Eheleuten, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Geschwistern. Keinen Streit mehr zwischen Familien, Völkern, Ländern, Religionen. Keinen Krieg mehr.
Gerechtigkeit, das heißt: Kein Hunger mehr, keinen Durst, jeder ist mit dem versorgt, was er oder sie braucht.
Gerechtigkeit das heißt: Ich darf ich sein. Ich werde so angenommen, wie ich bin. Mit meinen Stärken und meinen Schwächen.
Gerechtigkeit – überall gegenwärtig: Was heißt das für Sie?
(Stille)
Unsere Toten sind uns vorangegangen, in dieses Leben. In Gottes Ewigkeit können sie das schon erfahren und erleben. Daran glauben wir als Christen. Deshalb feiern wir Ewigkeitssonntag, haben die Freudenfarbe weiß als Farbe des Sonntags und können zwischen all unserer Trauer uns darüber freuen, dass nicht verschwunden sind. Denn wir dann erwarten wir neue Himmel und eine neue Erde wie Gott sie uns versprochen hat. In ihnen wird Gerechtigkeit überall gegenwärtig sein.
Amen.

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