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Liebe Gemeinde,
am Anfang des Jahres möchte ich gerne mit Ihnen über die Jahreslosung für das Jahr 2013 sprechen.
Sie soll uns für das ganze Jahr begleiten und kommt in diesem Jahr aus dem Hebräerbrief im 13. Kapitel. Dort steht kurz und knapp geschrieben: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Es ist ein Spruch, der oft bei Beerdigungen verwendet wir. Denn die zukünftige Stadt, das ist ein ganz wichtiges Bild in der Bibel: Sie ist ist das himmlische Jerusalem, der Ort, an dem Gott einmal ganz Nahe sein wird. Sozusagen, das himmlische Paradies.
Ein Ort der übrigens auch auf unseren Kirchenfenstern verwirklicht ist. Sie sehen es im Fenster mit der Bunten Stadt, dem 2. von links. Und das Nachbarfenster zeigt auch gleich die Beschreibung des Himmlischen Jerusalems: „ Siehe da die Hütte Gottes bei den Menschen. Es werden keine Tränen mehr sein werden, kein Leid, kein Schmerz und kein Tod.“
Ein Vers, der mir in den letzten Jahren durch die Begleitung und Bestattung kranker Menschen wichtig geworden ist. Für mich ist es eine tröstliche Zusage: Es gibt einen Ort, an dem keine Tränen, kein Leid, kein Schmerz und kein Tod mehr sein wird. Ich hoffe auf diesen Ort, auf die zukünftige Stadt
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ In diesem Spruch geht es nicht nur um den Tod. Es geht auch um Heimat. Es geht darum, eine wirkliche Heimat zu finden. Wir evangelischen in Neunburg sind meist Menschen, die hier ihre zweite oder dritte Heimat haben. Die wenigsten sind hier geboren und aufgewachsen. Und wenn, dann sind sie Kinder oder Enkel von Flüchtlingen. Es ist eine meiner Lieblingsfrage bei Geburtstagsbesuchen: „Und, wo kommen Sie usprünglich her?“. Und dann höre ich von der Heimat in Oberschlesien, im Sudetenland, in Litauen und in Russland. Ich höre Geschichten von Vertreibungen, von Flucht und von der Suche nach einem bessern Leben, oft auch der Suche nach Heimat. „Wir haben hier keine bleibende Stadt“als Evangelische ist dieser Satz Wahrheit für uns, wir mussten ihn erfahren. Und natürlich fragen wir uns: Bin ich jetzt angekommen? Oder werde ich weiterziehen, weiterziehen müssen?
Die Jahreslosung verweist und auf diese Realität des unsteten umherziehens und darauf wo unsere Heimat sein wird: Bei Gott, der uns in all unsere Zügen begleitet, der mitgeht, der Heimat sein will.
Manche ziehen nun die Konsequenz und sagen: Na dann, was interessiert mich diese Welt, wenn es sowieso keine bleibende Stadt ist? Dann ziehe ich mich eben auf meinen Glauben zurück und engagiere mich nicht in dieser vergänglichen Welt.
Das ist es nicht, worauf der Hebräerbrief hinaus will. In ihm heißt es einige Verse später: „Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht“
Auch wenn wir hier unstete Wesen sind, dann dürfen wir doch keine Scheuklappen aufsetzen, sollen uns trotzdem engagieren. Auch dazu will uns die Jahreslosung ermutigen und ermahnen.
Das kann verschiedene Gesichter haben. Eine wird auch erwähnt: Das Gebet für andere.
Und dann natürlich: Das Teilen. Durch Geld, aber ich finde auch durch offenheit und Freundlichkeit.
Wir werden uns in diesem Jahr auch fragen müssen: Sind wir, auch wir als Kirchengemeinde offen für andere? Für umherziehende, Neuankömmlinge?
Bieten wir einen Geschmack der zukünftigen Stadt? Einen Geschmack der Lust macht? Der niedrigschwellig ist, dass jeder sich willkommen fühlt?
Tun wir Gutes?
Auch persönlich? Und ich glaube, das müssen gar nicht die großen Taten sein. Es reicht vielleicht auch zu Fremden freundlich zu sein. Sie willkommen zu sein. Auf der Strasse freundlich zu grüßen. Neue willkommen zu heißen.
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Für mich erinnert diese Jahreslosung auch daran, sich in diesem Jahr für alle, die umherziehen einzusetzen. Ob es nun Zuzüge in unsere Gemeinde und Umgebung oder Flüchtlinge sind.
Vielleicht sollten wir einmal versuchen, uns besonders in alle Umziehenden einzudenken.
Denn „Wir haben hier keine bleibende Stadt“.
Amen.