Vielfalt am Abendmahlstisch – Predigt am Gründonnerstag (1. Kor 10,16-17)

Liebe Gemeinde,
wie unterschiedlich wir doch sind, die wir heute hier sind. Ganz musikalisch begabte und die, die lieber ganz leise singen, damit der Nachbar keine Ohrenschmerzen kriegt.
Zurückhaltende und eher Laute, die den Gottesdienst einfach nur genießen wollen und die, die über diese Predigt danach reflektieren und diskutieren wollen.
Es sind die da, die in diesen Tagen ein schlechtes Gewissen kriegen und sich schwer tun mit Gründonnerstag und Karfreitag, die sich schwer tun mit den Begriffen „Blut Christi“ und „Leib für dich gegeben“ und es sind die da, die sagen: „Das ist symbolisch gemeint, da habe ich kein Problem“.
Es sind die da, die die Bibel sehr frei lesen und die, für die die biblischen Worte ein Schatz sind, bei dem auch der Wortlaut wichtig ist.
Wie unterschiedlich wir doch sind, die wir alle hier sind, an Gründonnerstag denken, diesen Gottesdienst und nachher Abendmahl – Eucharistie – feiern wollen.
Diese Vielfalt gab es in der christlichen Gemeinde schon immer. Sie war nie einheitlich, sondern so vielfältig wie die Menschen, die sich besuchten und hat die Vielfalt toleriert.
In den ersten Gemeinden ist aus der Vielfalt auch oft Streit entstanden und manche Streitfälle wurden Paulus, dem Gemeindegründer, vorgelegt. So zum Beispiel in Korinth. Da ging es um andere Themen als bei uns, zum Beispiel um den Genuss von Fleisch, das aus heidnischen Opferkulten stammt. Aber: Das Thema der Gemeinschaft im Abendmahl, das war so relevant wie heute. Oder anders gefragt: Wie kann ich zum Abendmahl kommen, wenn ein anderer es vielleicht ganz anders auffasst als ich. Wir uns vielleicht im Bibelkreis darum gestritten haben.
Wie kann ich kommen, wenn ich mit meinem Nachbarn im Streit liege?
Paulus schreibt dazu zwei kurze Verse im 1. Korintherbrief im 10. Kapitel:
Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.

Liebe Gemeinde,
Paulus könnte auch reagieren, wie wir es oft tun: Vertragt euch! Gebt einander die Hände! Oder geht euch aus dem Weg!
Aber: Das würde nichts ändern. Die negativen Gefühle wären immer noch gleich. „Mit dem möchte ich nicht gemeinsam nachher um den Altar stehen. Vielleicht noch sogar die Hand reichen müssen. Ne!“
Paulus fordert uns heraus, weil er die Gemeinschaft, die wir bei unseren Unterschieden und Streitigkeiten am liebsten aufkündigen würden, weil er diese Gemeinschaft gerade noch bestärkt:
Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.

Paulus beschwört die Gemeinschaft die wir haben. Er nimmt die Vielfalt, die Unterschiede, die Streitthemen nicht weg. Aber er sagt: Ihr seid eine Gemeinschaft. Und das nicht, weil ihr es euch ausgesucht habt, sondern weil Christus für euch gestorben ist.
Weil er in diesen Tagen, die wir heute feiern einmal alles Menschliches Leid miterlebt: Verrat durch einen treuen Begleiter, durch Judas. Angst im Garten Gethsemane. Freunde, die in der Angst nicht da sind, nicht wachen und beten, sondern einschlafen.
Wut und Hass bei der Verhaftung und vor dem Hohen Rat
Feigheit bei der Verleumdung des Petrus.
Verspottung, Verachtung und nicht Verstanden werden, bei Pilatus
Körperliche Schmerzen, Einsamkeit, Gottverlassenheit und den Tod am Kreuz.
Jesus erfährt das alles und mit ihm Gott und so kommt uns Gott nahe, dann wenn wir uns am Verlassensten fühlen.
Das ist die die Bedeutung des Blutes und des Leibes Christi.
Und keiner von uns kann sagen: Gott kommt nur mir nahe. Jesus ist nur für mich gestorben.
Nein, weil wir alle diese Erlebnisse Jesu, diese Gefühle, diese Schmerzen und die Gottverlassenheit kennen, deshalb stirbt Jesus für uns alle, kommt Gott uns allen nahe.

Das verbindet uns: Gott weiß wie es mir geht, wenn es mir schlecht geht. Und Gott weiß auch wie es dem Nachbarn geht, wenn es ihm schlecht geht. Gott bleibt mir nahe, wenn ich das Gefühl habe, ich kann nicht mehr. Und ihm auch.
Das ist die Gemeinschaft des Blutes und des Leibes Christi.

Das ist eine Gemeinschaft die, wenn wir sie gemeinsam feiern, stärker ist als unsere Unterschiede als unser Streit.
Es ist eine Gemeinschaft, die uns unsere Vielfalt würdigen lässt – oder zumindest tolerieren.
Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.

Amen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert