Trost entdecken. Gedanken zur Jahreslosung 2016 im Rückblick (Altjahresabend 2016)

Liebe Gemeinde,
was fällt ihnen zuerst ein, wenn Sie an das vergangene Jahr denken?
Bei Ihnen privat: Vielleicht der Tod eines lieben Menschen? Eine Krankheit, ein Schreck?
Oder ein fröhliches Ereignis, eine Geburt, eine Hochzeit?

Und was, wenn Sie an Deutschland denken:  Die Silvesternacht in Köln? Der Amokläufer in München? Die Terroranschläge in Ansbach oder Würzburg? Die Angst?

Und weltweit ist es ja auch nicht besser: Krieg in Syrien. Immer noch. In der Ukraine – vergessen aber immer noch.
In der Türkei teils kriegsähnliche Zustände. Terroranschläge.

Was mir auffällt: Meist fällt uns zuerst negatives ein. Das ist psychologisch leicht erklärbar, zumindest bei allem was Angst erzeugt: Angst braucht der Mensch zum Überleben, das prägt sich ein.
Die Jahreslosung für dieses Jahr, die ist sehr angstfrei:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet, spricht der Herr.

Auch das gehört zur Angst dazu: getröstet werden. Wenn meine Kinder in der Nacht Angst haben, kommen Sie zu mir ins Bett, wollen in den Arm genommen werden um wieder Angstfrei einschlafen zu können. Ich will euch trösten wie einen seine Mutter oder sein Vater tröstet.
Bei uns Erwachsenen ist das nicht anders: Haben wir Angst rufen wir einen guten Freund an und reden oder brauchen es auch, in den Arm genommen zu werden. Ich will euch trösten wie einen sein Freund und Partner tröstet.

Wenn Angst da ist, brauchen wir Trost.
Die Jahreslosung bringt mich dazu nicht nur nach dem negativen, dem Ängstlichen zu schauen, sondern auch nach dem, was tröstlich ist und war:
In welchen Situationen haben wir dieses Jahr Trost erlebt:
Wer hat uns in den Arm genommen, als wir es brauchten?
Wer war da zum Reden, wenn unser Herz voll war und die Zunge überlief.
Wer hat gar nichts gesagt und war einfach nur da, als uns nur zum heulen war?
Wer war da als mein Mann, meine Mutter starb?
Wo konnte ich mich fallen lassen, wer hat mich getröstet?

Deutschlandweit betrachtet gab es viele Schreckensnachrichten. Aber es gab auch die Situationen, wo in München während der Schreckensnachrichten Menschen ihre Wohnungen öffneten und sagten: Kommt herbei, hier seid ihr geschützt.
Es gab die Menschen, die trotz der Terroranschläge sich weiter um Flüchtlinge kümmerten und ausdrückten: Jeder Mensch ist anders. Vor dir habe ich keine Angst.
Es gibt die Menschen, die ihr Leben riskieren um als Weißhelme in Syrien Kriegsopfer ins Krankenhaus zu bringen.
Die als Ärzte ohne Grenzen sich in Lebensgefahr begeben.

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet, spricht der Herr.
Gott tröstet in wenigen Fällen direkt. Meistens sind es wohl andere Menschen, die Gott uns zum Trost schickt.
Oder es ist eine Erkenntnis, ein Wissen, das man nach langem Nachdenken hat.
Oder ein Buch, in dem man seine Sorgen schreibt.
Ein Moment im Gottesdienst, der einem gut tut.

Oder eine Kerze, die man anzündet um das, was einem in diesem Jahr belastet hat vor Gott zu bringen.
Das wollen wir jetzt gleich auch tun. Dieses Jahr vor Gott bringen.
Wenn wir dies tun, sollten wir nicht nur die traurigen Momente vor Gott bringen, sondern auch die, die Trost brachten.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet, spricht der Herr.
Amen

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