Rein statt raus! Predigt zu Eph 5,1-9 (Oculi)

Liebe Gemeinde,
unser heutiger Predigttext enthält große Zusagen. Er betont, wie sehr wir zu Gott gehören. Der Verfasser des Epheserbriefes schreibt im 5 Kapitel:
Nehmt euch also Gott zum Vorbild!
Ihr seid doch seine Kinder, denen er seine Liebe schenkt.Und führt euer Leben so, dass es ganz von der Liebe bestimmt ist. Genauso hat auch Christus uns geliebt und sein Leben für uns gegeben – als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt wie wohlriechender Duft.
Denn früher wart ihr Teil der Dunkelheit. Aber jetzt seid ihr Teil des Lichts, denn ihr gehört zum Herrn.
Führt also euer Leben wie Menschen, die zum Licht gehören – Denn das Licht bringt als Ertrag lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Liebe Gemeinde, ist das nicht eine schöne Zusagen:
Wir sind Gottes Kinder, denen er seine Liebe schenkt. Es gibt einen, der liebt uns. Früher war es dunkel um uns herum, aber jetzt gehören wir zum Licht, wir sind sogar ein Teil des Lichtes.
Es tut mir gut, das zu hören: Ich bin Gottes geliebtes Kind, ein Teil des Lichts.
Und natürlich hat es irgendeine Konsequenz, dass ich ein Teil des Lichtes bin. Licht seint, bringt Menschen zum Leuchten, tut gut, bringt Freude ins Herzen.
Nehmt euch also Gott zum Vorbild!
Ihr seid doch seine Kinder, denen er seine Liebe schenkt. Und führt euer Leben so, dass es ganz von der Liebe bestimmt ist
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde das sehr motivierend: Mein Leben von der Liebe bestimmt, das fühlt sich gut an. Liebe etwas schönes, viel schöner, als Hass oder Zorn. In Liebe würde ich mein Leben gerne führen.
Führt also euer Leben wie Menschen, die zum Licht gehören – Denn das Licht bringt als Ertrag lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Das wird schon schwieriger. Ich bemühe mich ja um Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, aber nur der Blick auf die letzten 2 Tage mit den Kindern macht es schwer. Wenn meine Nerven dünn sind wie ein Nähfaden, dann ist das schwer mit der Güte.
Und was ist Gerechtigkeit bei zwei kleinen Kindern? Ist es nun gerecht dass die den Blumenstrauss trägt, die ihn ausgesucht hat, oder die, die ihn noch nicht hatte? Eine Kleinigkeit, aber für Kinder eine große Sache.
Und Wahrheit: Sollte man immer alles komplett ehrlich sagen, wenn man andere verletzt?
Das wird schwierig, im Licht zu leben. Und ich sage guten Gewissens: Das ist normal. Kein Mensch ist perfekt. Jeder Mensch macht Fehler, denkt manchmal nicht genug nach, verletzt andere, absichtlich und unabsichtlich. Theologisch gesagt: Wir sind ein Abbild Gottes, aber wir haben die Erbsünde.
Die Frage war in der Kirche schon immer: Wie gehen wir mit den Sündern um? Schließen wir sie aus oder schließen wir sie ein. Durch die ganze Kirchengeschichte können wir diese Streitigkeit beobachten. Und auch heute wird darum gestritten.
In der katholischen Kirche zeigt sich das an der Frage, ob Wiederverheiratete zum Abendmahl zugelassen werden.
In den evangelikalen Kreisen wird darüber diskutiert, ob Schwule, die dort als Sünder angesehen werden, in Gemeinden mitarbeiten dürfen.
Dürfen Sie in der Gemeinde drinbleiben oder müssen sie raus, die Sünder?
Der Epheserbrief hat eine sehr klare Meinung und die ist raus. Das zeigt sich im Rest des Predigttextes, den ich zuerst ausgelassen habe, da für mich sonst die Liebe Gottes vollkommen untergegangen wäre.
Ich lese Ihnen den Predigttext als ganzes:
Nehmt euch also Gott zum Vorbild!
Ihr seid doch seine Kinder, denen er seine Liebe schenkt. Und führt euer Leben so, dass es ganz von der Liebe bestimmt ist.
Genauso hat auch Christus uns geliebt und sein Leben für uns gegeben – als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt wie wohlriechender Duft.
Über Unzucht, jede Art Unsittlichkeit oder Habgier sollt ihr nicht einmal reden. Denn das gehört sich nicht für Heilige. Ihr sollt nichts sagen, das andere herabsetzt, nicht dumm daherreden und keine zweideutigen Witze machen. Das ist nicht angemessen! Bringt vielmehr euren Dank zum Ausdruck.
Denn eines müsst ihr wissen. Jede Art von Unzucht, Unsittlichkeit und Habgier – die ist ja nichts anderes als Götzendienst – verhindert, dass jemand seinen Anteil am Erbe erhält: dem Erbe in dem Reich, wo Christus zusammen mit Gott herrscht.
Niemand soll euch mit leeren Behauptungen täuschen.
Denn wegen solcher Dinge bricht der Zorn Gottes über die Menschen herein, die ihm nicht gehorchen.
Mit solchen Leuten dürft ihr nichts zu tun haben!
Denn früher wart ihr Teil der Dunkelheit. Aber jetzt seid ihr Teil des Lichts, denn ihr gehört zum Herrn. Führt also euer Leben wie Menschen, die zum Licht gehören – Denn das Licht bringt als Ertrag lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Raus! Das ist die klare Antwort des Epheserbriefes. Redet nicht einmal über Unzucht, über Unsittlichkeiten, über Habgier. Redet nicht dumm daher, keine zweideutigen Witze.
Wer dem nicht folgt, der folgt Gott nicht. Mit dem darf ein Christ nichts zu tun haben. Wer dem nicht folgt, der kommt nicht ins Reich Gottes.
Raus, aus der Kirche, wer sich nicht benehmen kann!
Ich glaube, unsere Kirche wäre sehr leer. Zumindest hätten sie keinen Pfarrer mehr, denn manchmal sage ich etwas, das andere herabsetzt – wenn auch meist ohne Absicht. Außerdem rede ich öfters dumm daher und kenne auch jede Menge zweideutiger Witze – über die ich gut lachen kann.
Und dann darf man über Unzucht, Unsittlichkeit und Habgier noch nicht einmal reden.
Ich glaube, der Epheserbrief will uns eines klar machen – und damit hat er recht:
Wenn ich Christ bin, muss mein Leben das spiegeln. Sonst bin ich unglaubwürdig.
Mein Leben soll die Liebe Gottes spiegeln.
Also: Wenn ich meine Frau, die mich liebt, betrüge und sie damit verletze, dann merkt man nichts von der Liebe Gottes.
Wenn mein oberstes Ziel mein Geld ist, ich weder bei meinem Einkauf noch in meiner Arbeit an den nächsten und an Gott denke, sondern nur an mich: Dann merkt man nichts von der Liebe Gottes.
Und wenn ich über andere schlecht rede, sie fertig mache und Witze über sie mache – dann merkt man nichts von der Liebe Gottes.
Dann ist das Dunkelheit in meinem Herzen, aber kein Licht. Und die Liebe Gottes, das Licht, muss man spüren,
So weit, so gut. Da kann ich mitgehen.
Aber dieses „Raus!“, die Androhung von Gottes Zorn und die Aufforderung alle zu vermeiden, die es nicht schaffen, dass man Ihnen das Licht abspürt: Nein, damit komme ich nicht zurecht.
Das passt nicht zu meinem Bild von Gott.
Das passt nicht zur Geschichte vom verlorenen Sohn. Ich stoppe beim Erzählen immer und lasse sie erraten, was der Vater wohl macht, wenn der Sohn zurückkommt, der Sohn, der so viel falsch gemacht hat. Manche sagen: Er sollte ihm erst mal eine Watschn geben. Oder ihn anbrüllen.
Der Vater nimmt ihn in den Arm und lässt ein Bad herrichten.
Das ist mein Bild von Gott! Ein gnädiger Gott, der mich liebt und annimmt, auch wenn ich Fehler mache.
Ein Gott der Liebe, für den ich ein geliebtes Kind bin. Ein Gott, bei dem ich Teil des Lichts sein darf. Ein Gott dessen Licht stärker ist als die dunklen Flecken, die ich vielleicht mit reinbringe.
Ein Gott des „komm rein, du gehörst zu uns, auch mit dienen Fehlern“, statt des „geh raus, mit dir will ich nichts zu tun haben“
Der Epheserbrief, er kennt diese Seite von Gott auch. Er erwähnt sie ja am Anfang und am Ende.
Und er mahnt mit Recht, dass die Liebe Gottes sich in uns spiegeln soll.
Nur schade, dass ihm das „Raus“ an dieser Stelle so wichtig ist.
Amen

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