Teil 1: Predigt zum Beichtgottesdienst am 17.3.2012
Liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Freunde,
Fishermen’s friend, so lautet der Titel des heutigen Gottesdienstes. Auf Deutsch: Der Freund der Fischer. Da geht’s – wie so oft in der Kirche – um Jesus – er ist der Freund. Und die Fischer, das sind wir Menschen. In der biblischen Geschichte die uns heute und morgen begleitet sind es wirkliche Fischer, aber ihr werdet schon noch merken: Ich glaube wir alle sind irgendwie Fischer. Aber zuerst einmal die biblische Geschichte, ihr habt sie auch vor euch liegen. Lukas berichtet uns:
Einmal drängte sich die Volksmenge um Jesus und wollte hören, wie er Gottes Wort verkündete.
Jesus stand am See Gennesaret.
Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten die Netze.
Jesus stieg in eines der Boote, das Simon gehörte.
Er bat Simon, ein Stück vom Ufer wegzufahren.
Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu den Leuten.
Als Jesus seine Rede beendet hatte,sagte er zu Simon:
„Fahre hinaus in tieferes Wasser! Dort sollt ihr eure Netze zum Fang auswerfen!“
Simon antwortete: „Meister, wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.“
Simon und seine Leute warfen die Netze aus.
Sie fingen so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten.
Sie winkten die Fischer im anderen Boot herbei. Sie sollten kommen und ihnen helfen.
Zusammen beluden sie beide Boote, bis sie fast untergingen.
Als Simon Petrus das sah,fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist!“
Denn Schrecken ergriff ihn und die anderen, die dabei waren, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten.
So ging es auch Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus. Sie arbeiteten eng mit Simon zusammen.
Da sagte Jesus zu Simon: „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“ Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus.
Liebe Konfirmanden,
Fischer ist keiner von uns. Ihr seid noch Schüler, ich Pfarrer und wir können höchstens einen Hobby-Fischer aufbieten. Aber auch wir fangen uns manchmal etwas ein. Wir fischen im Trüben und bleiben in Netzen gefangen hängen. Und vielleicht kennt ihr das Gefühl: Unterwegs sein und nichts klappt richtig. In Netzen gefangen und eingeengt sein?
Die Fischer haben einfach nichts gefangen, obwohl sie lang gefischt haben. Und ich glaube das Gefühl kennen wir auch:
Ihr kennt das sicherlich aus der Schule: Ihr habt gelernt und trotzdem geht in der Probe etwas schief. Und ihr kriegt eine vier oder eine fünf. Vielleicht wart ihr auch zu faul oder das Fach macht gar keinen Spaß. Und dann kommt erst die 4, dann die 5, dann vielleicht noch eine 5 und ein Verweis wegen Schwätzens. Und je näher das Zeugnis kommt, um so mehr regen sich auch deine Eltern auf. Die Spannungen und der Druck machen das Lernen nicht leicht, das Netz wird immer enger. Statt Freizeit ist nun lernen angesagt, das ganze Zeug ärgert einen und dein Netz wird immer voller. Allerdings mit Müll und Frust und Wut und Ärger.
Oder wenn wir mal an Freundschaften denken: Ihr habt Freunde oder Freundinnen und versteht euch und plötzlich kommt ein Dritter dazu. Plötzlich habt ihr das Gefühl, dass ihr nicht mehr so wichtig seid. Vielleicht hat er oder sie auch etwas, das ihr nicht habt. Und ihr werdet misstrauisch und neidisch und freut euch gar nicht auf das Treffen der Freunde – „ich komme nicht, wenn der dabei ist!“ Und irgendwann gibt es ein Missverständnis, ein Wort das Andere und der Streit ist da. Ein Streit an dem die ganze Clique zerbrechen könnte. „Soll er sich doch zuerst entschuldigen.“ Und wieder seid ihr drin im Netz, gefangen, ein Netz aus Neid und Missgunst, das sich immer enger um euch zieht. Und ihr seid festgehalten und genervt.
Und dann gibt’s Netze, an denen wir selbst schuld sind: Ein Fehler und wir sind gefangen. Zum Beispiel vom schlechten Gewissen, von der Angst, das andere meinen Fehler entdecken. Oder sie haben ihn schon entdeckt und wollen ihn ausplaudern. Oder dich spricht jemand an: „Hast du nicht..“ „Ich doch nicht, das war bestimmt…“ Eine kleine Notlüge um nicht entdeckt zu werden und das Netz wird immer enger. Und ihr habt euch wieder etwas eingefangen und seid gefangen.
Das ganze lässt sich lange erweitern, es trifft alle von uns. Immer gilt: Ich habe was gefangen, aber nicht was tolles sondern Scherben, Schrott.
Den Jüngern damals gin g es genauso, das waren keine besseren Menschen als wir. Und Jesus sagt zu Petrus: Fahre raus auf den See – Schauen wir uns dein Kuddelmuddel mal aus etwas Entfernung an.
Und Jesus beginnt zu erzählen. Von Gott, von seiner Liebe und dem, wie wir Menschen leben sollen. Ihr habt davon im Konfirmandenunterricht schon genug gehört und den meisten von euch bleibt es auch manchmal im Reli-Unterricht nicht erspart.
Die Jünger wissen genauso wie wir, dass das gar nicht so einfach ist, besser zu leben. „Wir haben doch schon probiert mal was gutes zu fangen. Nichts. Wir schaffen es nicht.“ „Probier es nochmal“ sagt Jesus zu den Jüngern. Wer auf Gott vertraut, der wird in seinem Leben gute Fänge machen. Und sie probieren es und fangen richtig viel: Mit Vertrauen auf Gott und Jesus. Sie merken, dass sich ihre Arbeit und Mühe lohnt, dass sich ein Leben mit Gott lohnt.
Und sie merken, wie oft sie schon gescheitert sind, wie oft etwas schief gegangen ist. Wie oft sie nicht Gott vertraut haben. Und Petrus spricht es aus. Er sagt: „Herr, geh fort von mir. Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist.“ Aber Jesus geht nicht fort. Jesus lässt einen Menschen nicht allein, nur weil er Fehler gemacht hat.
Jesus will, dass die Jünger neu anfangen. Sie lassen ihre Netze zurück und gehen mit Jesus mit. Sie werden Menschenfischer.
Wenn wir gleich darüber nachdenken, was wir falsch machen, in welchen Netzen wir gefangen sind, dann geht es darum, dass Jesus will, dass auch ihr neu anfangen könnt. Dass ihr eure Netze, all das was euch hält, zurücklassen könnt und mit Vertrauen auf Gott neu anfängt. Dann werdet ihr nämlich auch zu Menschenfischern. Doch dazu dann morgen im Konfirmationsgottesdienst mehr.
Amen.
Teil 2: Predigt zum Konfirmationsgottesdienst am 18.3.2012
Liebe Konfis, liebe Gemeinde,
Fisherman’s friends – Freunde des Fischers – So steht es auf ihrem Liedblatt als Überschrift, so lautet sozusagen die Überschrift dieses Konfirmationssonntags. Wir haben gestern schon mit einem ganz ähnlichen Begriff das Konfirmationswochenende begonnen. Gestern war die Rede von „fishermen’s friend“ – von Jesus dem Freund der Fischer.
Für euch zur Erinnerung und für Sie zur Einführung eine kurze Rückschau: Lukas erzählt uns in der Bibel, dass Petrus und seine Freunde Fischer waren, die die ganze Nacht nichts gefangen hatten. Und obwohl man Nachts besser fischen kann als tagsüber sagt Jesus mitten am Tag zu den Fischern: „Fahrt hinaus und probiert es noch einmal.“ Und Petrus und seine Freunde vertrauen obwohl alles dagegen spricht auf Jesus und fahren noch einmal raus.
Und hier erzählt Lukas: Sie fingen so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten.
Sie winkten die Fischer im anderen Boot herbei.
Sie sollten kommen und ihnen helfen.
Zusammen beluden sie beide Boote, bis sie fast untergingen.
Und als Petrus das sieht wird ihm klar, dass er im Leben zu wenig auf Gott vertraut hat und er sagt „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch der voller Schuld ist.“ Aber Jesus bleibt und er antwortet ihm: „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“
Gestern ging es um die Schuld, die uns manchmal klar wird, heute geht es um die Menschenfischer.
Das sind schon recht komische Leute, denn Sie haben kein Boot, keine Angel und kein Netz.
Aber Menschenfischer wollen ja auch Menschen fangen – oder besser begeistern. Menschenfischer sind – wie der Titel des Sonntags schon sagt – fisherman’s friends – die Freunde des einen großen Menschenfischers, von Jesus.
Menschenfischer, das sind wir alle, wir Christen. Unser Netz ist unser Leben als Christ, und wenn uns das klappt, dann begeistern wir vielleicht auch andere Menschen, sind eben Menschenfischer.
Ihr, ihr Konfirmanden, durftet bisher sozusagen im Boot eurer Eltern und Paten mitpaddeln. Ihr durftet immer wieder erleben, wie wir Christen auf das Meer unseres Lebens hinausfahren. Wie wir unsere Netze auswerfen und versuchen christlich zu leben. Und sicherlich habt ihr auch immer wieder auch die anderen Boote der Christen beachtet, wie die so auf das Meer ihres Lebens hinausfahren.
Und wir, eure Eltern, Paten, Freunde und Verwandte und wir als Kirchengemeinde glauben ihr seid jetzt alt genug um euer eigenes Boot zu bekommen. Um selber als Christ auf das Meer des Lebens hinauszufahren und eure eigenen Netze auszuwerfen. Damit ihr auch gut vorbereitet seid, haben wir, Herr Geissler, Herr Galle und ich versucht euch ein bisschen zu unterrichten. Mit euch anzuschauen wie eure Netze funktionieren. Und wir haben darauf geachtet, dass ihr mit dem Hafen, wo ihr Kraft schöpfen könnt, in Berührung kommt – ich rede vom Gottesdienst. Einige von Euch mögen diesen Hafen, andere nicht, aber das ist ok.
Ich hoffe ihr habt in eurer Konfirmandenzeit auch ein bisschen was für euch selbst eingefangen: Entdeckungen im Glauben, Freundschaft und schöne Erinnerungen.
Bevor wir euch mit der Segnung sozusagen in euer eigenes Boot setzen will ich euch noch eine Sache mitgeben, die ich sehr wichtig finde. Nämlich den Satz von Jesus, als er zu Petrus sagt: „“Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“
Wie wird man jetzt ein guter Menschenfischer, wie kann man ein gutes Leben leben? Schauen wir uns ein paar Fischer an, die auf ihrem Meer des Lebens fahren.
Da gib es die, die Beliebtheit, Karriere, Reichtum und Macht nachjagen. Sie fahren mutig auf ihr Meer hinaus, kommen aber oft nie an, sondern gehen kläglich unter. „Geld allein macht nicht glücklich“
Dann gibt es die, die versuchen möglichst schnell möglichst viel mitzunehmen: „Das Leben ist kurz! Genieße es“ Das ist dann wie bei der Hochseefischerei: Man hat ein volles Netz, aber da ist auch viel Klump drin.
Auch nicht das wahre.
Vielleicht wäre es besser, gar nicht erst aufs Meer hinauszufahren? Ganz nah am Ufer zu bleiben, ein Leben zu bleiben, das ganz sicher ist: Alles versichern: Gegen Einbruch und Diebstahl. Hauptsache einen sicheren Job – Egal ob er mein Traum ist. Das sind kleine Fische, aber macht nicht glücklich.
Bleibt der Ratschlag von Jesus „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschenfischer sein!“
Also erstmal hinaus auf das Meer des Glaubens, sich was trauen, auch mal was machen, was andere nicht tun. Mutig sein. Und dann: Menschen fischen. Genauso wie Jesus auf andere Menschen zu gehen. Mutig auch auf die, auf die sonst keiner zugeht. Auf die, die keiner mag und jeder mobbt. Auf die, die traurig sind, auch wenn alle anderen fröhlich sind. Auf die, die deine Hilfe brauchen.
Das kann ganz schön schwierig, das weiß ich. Aber deswegen sagt Jesus ja: „Hab keine Angst!“ Ich bin mir sicher, Gott wird in den schwierigen Momenten bei dir sein und dich begleiten.
So wirst du ein Menschenfischer und ich glaube als Menschenfischer wirst auch du viel fangen. Und so wünsche ich dir viel Erfolg bei deiner eigenen Fahrt in deinem eigenen Boot!
Amen.