Liebe Gemeinde,
diese Woche, 3. Stunde, die Kollegin, die auch katholische Religion unterrichtet, spricht mich an zwischen Tür und Angel an: „Sag mal Gerhard, wie ist das bei euch Evangelischen mit der Sündenvergebung? Wir haben ja die Beichte, und ihr?“
Antwort: „Die Gnade.“
„Wie jetzt? Nur die Gnade?“
In der Pause kommt es zu einem ausführlichen Gespräch. Ich erkläre ihr, dass Luther sagt: Der Glaube reicht. Das Vertrauen auf Gott, dass er einen liebt. Es gut mit einem meint. Und wir kommen noch auf viele Fragen: wie ist das mit der Hölle? Dem Gericht?
Nach der Pause habe ich dann ihre Schüler, die sie auch in Geschichte unterrichtet. Gleiche Frage: Die Katholiken gehen Beichten, was haben wir?
Ich versuche, dass Sie mit ihrem Wissen selbst drauf kommen. Eine Schülerin platzt los: „Die Liebe!“ „Welche Liebe“ frage ich? „Na, die Liebe Gottes!“
Ich finde, es ist wichtig, sich dieses Versprechen Gottes bewusst zu machen, dass er uns in der Taufe gegeben hat: Du bist mein Kind! Dich liebe ich! Vertraue auf meine Liebe, mehr brauchst du nicht.
Wenn wir das nicht im Blick haben, kann unser Predigttext erschreckend wirken, mit der Liebe Gottes ist er eine Erleichterung.
Er steht im Hebräerbrief im 4. Kapitel:
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert,
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Liebe Gemeinde,
vielleicht haben Sie es schon einmal erlebt: Sie lesen oder hören ein Bibelwort und es trifft sie ins Herz, durchdringt Mark und Bein. Sie merken, es passt wie die Faust aufs Auge, in diesem Moment, genau für Sie!
Manchmal ist es eine gute Zusage, ein Versprechen Gottes. Manchmal beschreibt es perfekt die Situation in der man ist. Und manchmal versetzt einem die Bibel, das Wort Gottes, einen Stich ins Herz.
Plötzlich erkennt man sich, weiß was man falsch gemacht hat.
Mir geht es oft so. Manchmal sind es nur die kleinen Sätze der Lesung, des Psalms oder auch der Predigt, die mich fast aus der Bahn werfen.
Selbst wenn ich einen Text lange vorbereitet habe, kann am Sonntag früh noch etwas passieren, so dass plötzlich ein Satz mich ins Herz trifft. Dann brauche ich all meine Professionalität um hier weiter predigen und den Gottesdienst feiern zu können.
Vielleicht kennen Sie dass: Manchmal fühlt man sich erkannt, getroffen, man schaut durch die Bibel in einen Spiegel.
So ist das Wort Gottes:_ lebendig, kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.
Es schneidet einen förmlich auseinander, zeigt den Sinn des Herzens.
Es zeigt mir, wie ich vor den Augen Gottes da stehe.
Aber – so sagte die Lehrerin im Gespräch – bei uns gibt es die Beichte: Ich muss meine Sünden ehrlich zugeben, jemandem anderen darlegen. Das habt ihr doch gar nicht, wenn ihr nur auf Gott vertraut!
Ja, sage ich, das haben wir nicht, wir müssen das mit Gott selbst klären.
Aber – so wendet sie ein – dann muss man sich sehr auf sein Gewissen verlassen können.
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert,
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Es ist nicht nur das Gewissen. Wir müssen nicht nur mit uns selbst klären, was wir richtig und falsch gemacht haben, wie wir etwas tun sollten. Sondern wir haben Gottes Wort. Lebendig, weil es uns anspricht, weil es auf uns zutrifft.
Kräftig, weil es wie die Faust aufs Auge passt.
Schärfer, weil es wie eine Rasierklinge unser Leben durchdringt.
Gottes Wort ist unser Leitschnur in unserem Leben, unsere Seitenplanke die vor Unfällen schützt, unser Wegweiser, der den rechten Weg zeit.
Das Gewissen allein, es reicht nicht. Es braucht eine Hilfe, da bin ich mir mit meiner Kollegin einig.
Und ich erzähle ihr von Studenten, die extra viel zerstörten, Leute ärgerten, da sie ja durch Gottes Gnade erlöst seien. Und wie Luther sie zurecht wies, dass Gottes Wort einem anweist andere nicht zu verletzen.
Die Gnade Gottes, der Glaube an Gott, sie haben Auswirkungen auf das Leben, davon war Luther fest überzeugt: Ich ärgere Gott nicht absichtlich. Ich ärgere auch die anderen Menschen nicht, die Gott genauso liebt wie mich.Nein, ich folge Gottes Wort, weil es mir hilft. Es ist lebendig und kräftig und schärfer. Es dringt bis in mein Inneres. Es zeigt mir meine Fehler, auch die, die ich gerne ignoriere.
Es sagt mir, wo ich mein Leben verbessern kann, ein besserer Mensch werden kann.
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert,
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Vor der Kraft und der Schärfe des Wortes Gottes brauche ich keine Angst zu haben. Gott weiß wie Fehlerhaft ich bin und liebt mich trotzdem. Amen.