Anbei – wie versprochen – Anspiel und Predigt des heutigen Konfirmandenvorstellungsgottesdienstes.
Die KonfirmandInnen treten auf, schauen sich um.
1: Grüß Gott!
2+4: Grüß Gott!
3: Ich werd’s ihm ausrichten, wenn ich ihn treff‘!
1: Was soll denn das?!
3: Na, Du hast doch gesagt, ich soll Gott grüßen. Und ich hab‘ versprochen: Das werd‘ ich tun, wenn ichihn treffe.
2: Da kannst Du lange warten. Ich hab‘ Gott noch nie getroffen! Und ich kann mir auch nicht vorstellen,dass ihn überhaupt schon mal jemand getroffen hat.
1: Stimmt schon irgendwie. Aber irgendwie haben wir uns auch daran gewöhnt, dass es ihn gibt!
3 (Mädchen!): Oder sie!!
1:Häh?
3: Naja, Ihr redet so, als ob das ein Mann ist, der Gott! Kann doch auch eine Frau sein, oder?
1: Ja, vielleicht. Aber das muss auch wieder nicht sein…
2: Ihr redet vielleicht einen Scheiß! Wenn keiner Gott gesehen hat, dann kann auch keiner wissen, wieer aussieht. Oder sie, wenn er eine Frau ist.
1: Aber schaut Euch doch einmal um in den Kirchen: Da haben sie ihn gemalt – als alten Mann mit Bart und so. Und der Jesus war ja auch ein Mann und den sehen wir eigentlich in jeder Kirche irgendwo.
3: (Mädchen) Aber Jesus war ja auch ein Mensch, da muss man entweder ein Mann oder eine Frau sein. Aber Gott,also irgendwie mein ich: Der ist beides oder keines von beiden.
1: Ach, und wie ist das dann „Vater unser“ heißt das – merkst du was? Und wenn man Bilder anschaut in den Kirchen, da ist das immer klar: Irgendwie sieht er immer aus wie ein alter Mann, mit Bart und langen Haaren.
3:…und weiß alles besser und in seiner Zeit war alles anders und viel besser. Die Leute waren freundlicher und die Menschen haben einander geholfen – ich kann’s schon manchmal nicht mehr hören!
2: So haben die das früher sicher nicht gemeint. Die wollten vielleicht sagen, dass Gott sich auskennt und weise ist wie die alten Leute, die schon so viel erlebt haben, dass sie sich auskennen auf der Welt
und sagen können, was geht und was nicht und was richtig ist und falsch. Man kann ihn um Rat fragen.
3: Das ist heute nicht mehr so. Da muss die Oma eher den Enkel um Rat fragen, wie das mit der Heizungfunktioniert oder wie sie ihren Fernseher einstellen muss oder die Batterien in der Fernbedienung wechseln.
1: Das heißt: Gott als alter Mann, das klappt bei uns nicht mehr, weil die Alten bei uns eine andere Rolle haben als die Alten früher? Dann müssten wir uns andere Bilder suchen…
Lied: 704,1 Ich glaube
1: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt michzum frischen Wasser…
2: Was soll denn jetzt das?
1: Na, ich erzähle von Gott, wie er ist, was er macht und so. Also, natürlich nur im Bild!
2: Also ein Hirte. Oder wie ein Hirte. Einen, der sich um seine Tiere kümmert und sie versorgt und beschützt.
1: „Hirte“ ist ein altmodisches Bild, solche Menschen sieht man kaum mehr irgendwo. Kann man dasnicht auch anders sagen?
2: Also wir suchen Menschen, die sich um andere kümmern sollen, die ihnen anvertraut sind?
3: Eltern zum Beispiel – denen sind Kinder anvertraut.
2: Oder Lehrerinnen und Lehrer: Die sollen sich ja auch um die Kinder und die Jugendlichen kümmern,
dass sie was lernen.
1: „Der Herr ist mein Lehrer“ – naja, das lieber nicht. Da müsste man vielleicht auch noch Schulaufgaben schreiben oder würde Noten kriegen!
2: Aber lernen sollen die Menschen schon was von ihm. Dass sie anständig sind und sich nicht die Köpfe einschlagen. Oder dass sie nicht lügen sollen und nicht stehlen.
3: Zehn Gebote, verstehe. Und das benotet der Gott dann: Einmal gelogen – Verwarnung, zweimal gelogen, nachsitzen und so?
1: Kann ich mir nicht vorstellen, das hört sich doch ein bisschen albern an: Gott mit dem Notenbuch imHimmel und am Ende wäre man vielleicht durchgefallen.
3:Und das Leben wäre dann so was wie eine Prüfung: Ob wir alles richtig machen oder nicht und waswir vergessen und so. Und die einen kriegen gute Noten und die anderen schlechte?
1: Na, irgendwie stimmt das vielleicht auch: Wenn ein Hirte nicht aufpasst, rennen die Schafe vielleicht auf einen Abgrund zu. Und wenn er sie wieder auf den richtigen Weg kriegen will, muss er vielleicht
auch schimpfen oder den Hund schicken. Und wenn es in der Schule keine Noten gäbe, ich glaub, ich
würde mich doch auf die faule Haut legen!
2: Aber eigentlich redet der Psalm doch anders von Gott: Dass er sich um uns sorgt, dass es uns annichts fehlen soll im Leben und so. Richtig schön und friedlich ist da alles.
Lied: 704,2
1: Aber jetzt möchte ich noch ganz was anderes wissen: Die haben Gott ja auch nicht gesehen. Nicht alsHirten und nicht als irgendwas anderes. Niemand hat ihn gesehen – wie können die dann sowas sagen?
2: Ja, vor allem, wenn sie die schlechten Hirten gekannt haben: Die nur ihren Job machen und sich in die Büsche schlagen, wenn es gefährlich wird oder Lehrer, die keine Lust haben, Lehrer zu sein?
3: Also ich kann mir das nur so vorstellen: Die haben im Leben gute Erfahrungen gemacht und haben
sich gedacht: Ich weiß jetzt gar nicht, warum das so gut gelaufen ist. Ich hätte das nicht machen können. Da habe ich Glück gehabt. Oder da hat mir jemand geholfen.
1: Und keiner von uns kann was dafür, dass wir hier geboren sind und nicht in Syrien, wo
jetzt Krieg ist. Das haben wir geschenkt bekommen, bloß dadurch, dass wir hier geboren sind.
2: Und das Glück, das ist das, was die Menschen „Gott“ nennen?
3: Genau. Manche sagen vielleicht auch „Schicksal“ oder so. Oder sie loben einen, der das richtig gemacht hat.
1: Uns was ist mit den Menschen die sagen: Ich habe Gott noch nie gesehen, also gibt es ihn auch nicht?
Lied:704 ,3
3: Irgendwie ist das mit Gott eine Sache, die muss man glauben oder nicht. Beweisen kann man danichts. Wenn es einem gut geht, hat er Glück gehabt oder Gott hat geholfen oder so. Beweisen kannman das nicht. Aber wie ist das, wenn es einem schlecht geht? Hat Gott da geschlafen? Oder gibt esihn doch nicht?
2: Bestimmt ist es ganz schwer, sich einen Gott vorzustellen, wenn es einem dreckig geht. Jedenfalls ister doch nicht der Gute Hirte, sondern irgend ein anderer!
3: Ja, und dann gibt es doch nocht die ganzen Unglücke, ist für die auch Gott verantwortlich?
1: Und erlöse uns von dem Bösen!
2: Hä?
1: Na im Religionsunterricht sagt Herr Beck immer das heißt von DEM Bösen und nicht von DEN Bösen. Also von dem Bösen in uns und nicht von den bösen Menschen.
2: Ja und?
1: Vielleicht gibt es ja wirklich das Böse in uns?
3: Aber hätte das dann nicht auch Gott geschaffen? Wenn er alles geschaffen hat?
2: Und wieso hilft Gott uns nicht öfters?
1: Naja, vielleicht sind wir Menschen auch für manches selbst verantwortlich.
2: Hehehe…
3: Wieso lachst du denn jetzt?
2: Ich stell mir gerade vor wenn Gott für alles verantwortlich wäre…
3: Ja?
2: Dann wäre auch an meiner 5 in Mathe schuld… super!
1: Unsinn. Aber die Frage ist schon richtig: Wofür ist denn nun Gott verantwortlich und wofür wir Menschen?
Lied: 705,4-5
Predigt mit Lesungstext
Liebe Gemeinde,
Jetzt haben wir viele Gedanken über Gott gehört. Ein Rundumschlag in Theologie und Philosophie, im Konfirmandenunterricht und Schulunterricht, in Bibelgesprächskreis und Gebetskreis sozusagen.
Und die große Frage bleibt: Kein Mensch hat Gott je gesehen? Woher wissen wir also, dass es ihn gibt und wie er ist?
Auch die Bibel stellt sich solche Fragen, immer und immer wieder, über die Jahrhunderte in der die Bibel geschrieben wurde, wurden darauf verschiedene Antworten gegeben. Manche sind für uns als Christen nicht so wichtig, aber eine ist sehr wichtig.
Sie steht bei Johannes im 1. Kapitel und berichtet von Jesus, dem Wort Gottes:
Lesung: Joh 1,14-18
Jesus, so erzählt der Evangelist Johannes war erfüllt von Gottes Gnade und Herrlichkeit. Ich glaube er wusste einfach, was Gott will und konnte es gut weitergeben. Er war Gott besonders nahe, näher als andere Menschen. Und in ihm konnten die Menschen Gottes Liebe spüren, mehr als in jedem anderen Menschen.
Wenn er mit den Menschen redete dann wussten die Menschen: Jetzt redet Gott mit mir. Deshalb nennt ihn Johannes das „Wort Gottes“
„In Jesus Christus begegnet uns Gott selbst mit seiner ganzen Gnade und Wahrheit. Kein Mensch hat Gott je gesehen. Nur der Eine, der hat uns über ihn Auskunft gegeben“. Und der eine, das ist Jesus.
Das heißt: Wenn wir das glauben können, das Gott existiert und die Menschen zur Zeit Jesu nicht alle vollkommen verrückt waren, dann können wir in Jesus sehen, wie Gott ist.
Deswegen schauen wir uns als evangelische Christen so oft die Bibel an. Deshalb kommt sie so oft im Gottesdienst vor, deshalb begründen wir mit der Bibel, deshalb musstet ihr am Freitag erstmal den Aufbau der Bibel mitlernen. Bibel und Gottesdienst, beides steht am Anfang. Und mit beiden arbeiten wir uns dann vor und durch den Glauben durch: Durch das Glaubensbekenntnis, durch das Vater Unser, durch die Taufe und das Abendmahl. So haben wir uns ja auch schon durch das Thema Beichte gearbeitet auf der Freizeit: Immer mit einem Blick auf die Bibel, auf Jesus und so auf Gott.
Wie ist das nun mit den Leuten, denen es schlecht geht? Auch die habt ihr erwähnt.
Auch da gilt es auf Jesus zu schauen: Jesus hat nicht alle seine Krach-Bumm vernichtet. Er hat sie nicht in die Hölle geschickt.
Sondern er hat das Leid und die Schmerzen ausgehalten. Und ich glaube, das ist Gottes Botschaft für alle, die leiden: Du bist nicht allein, ich halte das mit dir aus.
Existiert Gott: Beweisen können wir es nicht. Aber durch Jesus können wir viel von Gott erfahren. Amen.