Eine Lücke für das Unerklärliche lassen – Predigt zum Letzten So nach Epiphanias (2. Petr 1,16-19)

Liebe Gemeinde!
In der Antike war es gang und gäbe, dass der, der ein Anhänger einer großen Person war, für sie sprechen konnte. Man ging davon aus: Wer zum Beispiel bei Paulus oder Petrus Zeit verbrachte sein Schüler war oder auch der Schüler seines Schülers, wer also die Gedanken des Paulus oder des Petrus kennt, der kann auch für sie sprechen. Er kann sogar in Briefen die Identität des Paulus, des Petrus annehmen. Das war legitim, das war üblich.
In der Bibel finden wir das Phänomen ständig. Besonders dann, wenn es um wirklich wichtige Sachen geht, wenn die Autorität einer großen Persönlichkeit zum tragen kommen muss.
So auch in unserem heutigen Predigttext, im 2. Petrusbrief, der lang nach Petrus geschrieben wurde. Aber da es um ein wichtiges Thema geht, ist die Autorität des Petrus notwendig und so schreibt der Verfasser als Petrus. Und er schreibt folgendes:
Denn wir haben uns nicht etwa auf klug ausgedachte Geschichten gestützt, als wir euch ankündigten, dass Jesus Christus, unser Herr, wiederkommen und seine Macht offenbaren wird. Nein, wir haben seine majestätische Größe mit eigenen Augen gesehen.
´Wir waren` nämlich ´dabei,` als er von Gott, dem Vater, geehrt wurde und in himmlischem Glanz erschien; ´wir waren dabei,` als die Stimme der höchsten Majestät zu ihm sprach und Folgendes verkündete: »Dies ist mein geliebter Sohn; an ihm habe ich Freude.«
Wir selbst haben die Stimme gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren – diese Stimme, die vom Himmel kam.
Darüber hinaus haben wir die Botschaft der Propheten, die durch und durch zuverlässig ist. Ihr tut gut daran, euch an sie zu halten, denn sie ist wie eine Lampe, die an einem dunklen Ort scheint. ´Haltet euch an diese Botschaft,` bis der Tag anbricht und das Licht des Morgensterns es in euren Herzen hell werden lässt.
Liebe Gemeinde, der Verfasser braucht die ganze Autorität des Apostelfürsten, von Petrus: Irrlehrer sind in die Gemeinden eingedrungen. Sie verbreiten Lehren, die nicht der Bibel entsprechen. Und gleichzeitig gibt es große Zweifel daran, dass Jesus wiederkommen wird.
In den Briefen des Paulus, die ja bekannt waren, steht: Der Herr wird noch zu meinen Lebzeiten wiederkommen!
Und Paulus ist schon über 60 Jahre tot und noch ist Jesus immer noch nicht wiedergekommen.
Ja, ist es denn war, was in den Evangelien und in den Briefen steht? Vielleicht irren wir uns ja auch in unserem Glauben! So sind die Stimmen der Gemeinden.
Wir haben uns nicht etwa auf klug ausgedachte Geschichten gestützt, als wir euch ankündigten, dass Jesus Christus, unser Herr, wiederkommen und seine Macht offenbaren wird. Nein, wir haben seine majestätische Größe mit eigenen Augen gesehen.
Klug ausgedachte Geschichten“ so haben Menschen seit Beginn des Christentums über die Erzählungen von Jesus geredet.
Den Leichnam haben sie selbst gestohlen“, so sagte man nach der Auferstehung.
Sie haben zu viel Wein getrunken“ hieß es beim Pfingstwunder.
Du glaubst das doch nicht ernsthaft? Das ist doch wissenschaftlich gar nicht beweisbar!“ heißt es heute.
Sind wir ein bisschen gaga? Sind wir nur naiv, fallen wir nur auf klug ausgedachte Geschichten rein, wenn wir glauben, dass da mehr war als nur eine ganz normale Lebens- und Todesgeschichte?
Wenn wir glauben, dass es Gott gibt? Wenn wir glauben, dass Jesus auf irgendeine Weise ein Mensch war, der Gott so nahe war, dass wir ihn Gott nennen können? Wenn wir glauben, dass er Wunder bewirken konnte?
Wenn wir glauben, dass Gottes Liebe stärker ist als der Tod, auch heute noch? Und Jesus von Toten auferstanden ist?
Glauben wir es denn oder denken wir uns: „Das ist naturwissenschaftlich nicht beweisbar, also ist es nicht so!“?
Mit meinen Realschülern fange ich das Thema gerade an. 9., 10. Klasse, ein schweres Thema, aber mitten drin. „Ich glaube net an Gott“ sagt die eine. „Es ist schwer, man kann ihn nicht sehen“ sagt der andere. „Ich glaub irgendwie schon“ sagt der dritte.
Mir ist nicht wichtig, dass meine Schüler nach ein paar Stunden bekehrt sind und sagen: „Ja, die Welt wurde in 7 Tagen geschaffen. Wunder sind so passiert, wie es die Bibel berichtet.“ Auch ich zweifle an vielem, was in der Bibel beschrieben steht. Auch ich versuche, hinter dem für mich unerklärlichen das Erklärliche zu finden und die Erzählungen der Bibel richtig zu deuten.
Aber mir ist wichtig, dass nicht nur die Naturwissenschaft zählt. Denn so viel sie uns erklärt, alles erklärt sie nicht.
Liebe zum Beispiel kann man naturwissenschaftlich erklären. Aber die Liebe zu meiner Frau ist mehr als nur eine verstärkte Ausschüttung von Hormonen.
Beides sagt Heinz Zahrnt, ein Wissenschaftsjournalist und Theologe, ist eine Sache. Ich schaue nur von verschiedenen Seiten drauf. Beides ist wahr.
Mir ist wichtig, das unerklärliche genauso wahr sein zu lassen, wie das erklärliche.
Und dann sage ich auch oft, wenn einer sagt: Das haben die sich damals doch nur ausgedacht: Meinst du wirklich, die Menschen hätten ihr Leben eingesetzt für ein paar ausgedachte Geschichten? Meinst du wirklich, das Christentum hätte sich so stark verbreitet, wenn alles nur Spinnerei wäre?
Wir haben es gesehen“ sagt einer im Namen des Petrus: Und jeder wusste, dass Petrus den Brief nicht selbst geschrieben hatte. Jeder wusste, der Briefschreiber will sagen: Lebendige Personen waren mit dabei und haben davon berichtet!
Wieso verzichten wir nicht einfach auf unseren Glauben, auf diese lästige Schwierigkeit des Überlegens und sagen: Ach, lassen wir es sein? So wild ist es doch nicht, dann stimmts halt nicht!
Das Prophetische Wort, also die Botschaft Gottes, sie trägt euch! So sagt es der Predigttext. Sie ist euch ein Licht in der Dunkelheit, ein Leitfaden für euer Leben.
Die Botschaft Gottes ist das, was einen durch das Leben leiten kann. Das, was stärkt. Gerade dann, wenn die Naturwissenschaft nicht mehr weiterhilft.
Ich denke daran, wie ich an Gräbern stehe, weil auch das menschliche Wissen irgendwann ein Ende hat. Den Tod hat noch niemand besiegt. Bis auf Gott.
Und die Botschaft Gottes, ist das Licht, das in das Dunkel des Todes leuchtet. Die Botschaft Gottes, das seine Liebe stärker ist als der Tod. Das seine Liebe trägt, durch den Tod hindurch.
Und dass es ein Leben gibt nach dem Tod. Dass es eine Zeit – in welcher Form auch immer – geben wird, in der Leiden und Trauer nicht mehr existieren. Dann wenn wir Tod sind oder wenn der Herr einst wiederkommt.
UndderFriedeGottes,welcherhöheristalsalleVernunft,bewahreeurenHerzenundSinneinChristusJesus. Amen
´Haltet euch an diese Botschaft,` – sagt der Petrusbrief – bis der Tag anbricht und das Licht des Morgensterns es in euren Herzen hell werden lässt.
Amen.

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