Liebe Gemeinde,
der Predigttext des heutigen Abends steht im 1. Korintherbrief des Apostels Paulus im 11. Kapitel.
Er schreibt:
Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe:
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward,
nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach:
„Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird;
das tut zu meinem Gedächtnis.“
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach:
„Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut;
das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Liebe Gemeinde,
das sind altbekannte Worte. Wir hören Sie bei jedem Abendmahl, bei jeder Eucharistiefeier.
Automatisch antworten wir schon: „Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit“
Doch wollen wir uns einmal die Zeit nehmen und den Text der Reihe nach anschauen.
Es handelt sich um eine Überlieferung, die so an Paulus weitergegeben wurde und die er weitergibt:
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“
Der Text bezieht sich direkt auf den Tag heute, auf Gründonnerstag. Es ist die Nacht, in der er verraten ward, die Nacht, in die wir nachher hinausgehen.
Jesus feiert das Passamahl mit seinen Jüngern. Dabei wird Brot gebrochen und Wein getrunken.
Aber er sagt die falschen Worte. Er redet nicht von der Befreiung aus Ägypten, er redet von seinem Tod.
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
Kirchen haben sich zerstritten über diese Formulierung.
Natürlich erinnert dieser Satz erstmal an das, was da kommt: Nämlich Karfreitag. Er erinnert an den Leib Christi, wie er am Kreuze hängt.
Und theologisch stellt sich die Frage: Wie kann das Brot, das wir teilen, Leib Christi sein.
Die katholische Kirche hat es mit griechischer Philosophie gelöst: Es ist Leib Christus, aber es hat weiter die Form von Brot.
Die Reformierten haben es mit „das steht für meinen Leib“ übersetzt.
Und Luther stand dazwischen: Es bleibt Brot, auch innerlich, wird aber im Glauben zum Leib.
Ich denke, das wichtige ist die Gemeinschaft. Wenn wir nachher zusammen stehen, gemeinsam feiern, Brot Essen und Saft trinken, dann sind wir eine Gemeinschaft. Ob wir uns nun gut kennen oder nicht: Wir gehören in diesem Augenblick zusammen.
Darin drückt sich für mich der Leib Christi aus: Wir sind eine Gemeinschaft in Christus. Das Brot, das Leben und die Botschaft von Jesus Christus, verbinden uns über alle Grenzen hinweg.
Das ist eine sehr radikale und anspruchsvolle Botschaft: Auch der christliche Flüchtlinge, vor dem ich Angst habe, dass er mein Abendland überfremdet, ist mit mir Verbunden. Auch er gehört zum Leib Christi.
Und sie heißt: Wir müssen uns fragen: Nehme ich die anderen auch so an? Schaffe ich das, mich mit Ihnen verbunden zu fühlen?
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
Dieses „ der für euch gegeben wird“ hat auch theologische Rattenschwänze hervorgerufen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es hier nicht um ein Opfer geht. Ich glaube diese alte Vorstellung ist falsch.
Ich glaube, es am Kreuz geht es um etwas anderes. Es geht darum, dass wir uns Jesus nahe fühlen. Jesus drückt sich nicht vor seiner Angst und seinem Tod. Er ist bereit für seine Botschaft von der Liebe Gottes in den Tod zu gehen. Und indem er dies macht, kommt er uns ganz nahe. Denn Jesus ist der, der Angst hat wie ich, der leidet wie ich, der stirbt wie ich.
Und dennoch ist er der, der Gott näher ist als jeder Mensch es je war. Und so kommt mir im Leid Gott nahe und tröstet mich. Darum geht es am Karfreitag, im „leib, für euch gegeben.“
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut;
das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“
Mit dem Tod Jesu und der Auferstehung beginnt ein neuer Bund – der Bund das waren Versprechungen Gottes. Erst für einzelne Menschen wie Abraham, später für das Volk Israel.
Mit dem Tod beginnt ein neuer Bund: Die Versprechung Gottes der sagt: Ich bin dir nahe in deinem Leiden. Ich bin nicht ganz weit weg, unerreichbar. Sondern ich bin durch Jesus Christus ganz nah da. Ich weiß, wie Leiden ist.
Und mit der Auferstehung zeige ich dir: Das Leid und der Tod sind nicht das Ende. Das Leben geht weiter. Anders, unvorstellbar, aber weiter.
In der Liturgie der Kirche hat sich das eingespielt, dass die Auferstehung, die bei Paulus an dieser Stelle nicht vorkommt, da es ihm um die Feier des Abendmahls geht, in unserer Abendmahlsliturgie vorkommt.
Paulus interpretiert die Worte Jesu so: „Sooft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn bis er kommt.“
In der Liturgie wird geantwortet: Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.
Ich denke Paulus sagt etwas wichtiges: Wenn wir Abendmahl feiern ist das nicht nur irgendein gemeinsames Abendessen. Wenn wir Abendmahl feiern, dann verkündigen wir, das heißt, wir setzen ein Zeichen, wir erzählen von unserem Glauben:
Wir zeigen: Wir gehören als Christen zusammen. Wir sind verbunden.
Wir zeigen: Wir glauben daran, dass der Tod nicht das Ende ist und ein neuer Bund beginnt.
Wir glauben daran, dass unser Gott ein Gott ist, der nicht weit weit weg ist, sondern Leid und Schmerz kennt.
Und weil die Abendmahlsfeier so viel mehr ist, bleiben diese Einsetzungsworte immer gleich. Egal ob ich sie in der katholischen oder der evangelischen Kirche feiere. Egal ob als deutsche Messe wie heute, oder gewöhnlich. Egal ob mit Konfirmanden oder Senioren.
Die Abendmahlsworte sind gleich und das Abendmahl ist immer etwas besonderes.
Amen