Liebe Gemeinde,
die ersten Christen in Korinth waren verunsichert. Sie wollten wissen: Wie ist das mit dem Leben nach dem Tod? Was passiert mit unserem Körper? Und: Muss ich bis zum Tod warten um Gottes Nähe zu spüren?
Paulus kennt die Antwort nicht ganz genau. Aber er hat eine Vorstellung, die er Ihnen in Form von mehreren Bildern mitgibt. Hören Sie sich diese Bilder an, lassen sie diese auf sich wirken. Wir finden sie im 2. Korintherbrief im 5. Kapitel:
So gleicht zum Beispiel der Körper, in dem wir hier auf der Erde leben, einem Zelt, das eines Tages abgebrochen wird. Doch wir wissen: Wenn das geschieht, wartet auf uns ein Bauwerk, das nicht von Menschenhand errichtet ist, sondern von Gott, ein ewiges Haus im Himmel.
In unserem irdischen Zelt seufzen wir, weil wir uns nach der Wohnung sehnen, die aus dem Himmel stammt, und am liebsten würden wir den neuen Körper wie ein Gewand direkt über den alten anziehen.
Denn nur dann, wenn wir den neuen Körper angezogen haben, werden wir nicht unbekleidet dastehen.
Ja, solange wir noch in unserem irdischen Zelt wohnen, wo so vieles uns bedrückt, seufzen wir voll Sehnsucht, denn wir möchten den jetzigen Körper am liebsten gar nicht erst ablegen müssen, sondern den künftigen unmittelbar darüber anziehen.
Auf diese Weise würde das, was sterblich ist, sozusagen vom Leben verschlungen.
Gott selbst hat uns auf dieses neue Leben vorbereitet, indem er uns seinen Geist als Unterpfand und Anzahlung gegeben hat. Deshalb kann nichts und niemand uns unsere Zuversicht nehmen. Wir wissen zwar: Solange dieser Körper noch unser Zuhause ist, sind wir fern vom Herrn, denn unser Leben hier auf der Erde ist ein Leben des Glaubens, noch nicht ein Leben des Schauens. Und doch sind wir voll Zuversicht, und unser größter Wunsch ist, das Zuhause unseres irdischen Körpers verlassen zu dürfen und für immer daheim beim Herrn zu sein.
Daher haben wir auch nur ein Ziel: so zu leben, dass er Freude an uns hat – ganz gleich, ob wir schon bei ihm zu Hause oder noch hier in der Fremde sind.
Denn wir alle müssen einmal vor dem Richterstuhl von Christus erscheinen, wo alles offengelegt wird, und dann wird jeder den Lohn für das erhalten, was er während seines Lebens in diesem Körper getan hat, ob es nun gut war oder böse.
Liebe Gemeinde,
in einem Zelt leben wir, nicht in einem Haus. Wie ein Zelt ist unser Körper nichts standfestes. Krankheiten nagen an ihm und der Zahn der Zeit sowieso. Er ist von Anfang an auf das Sterben ausgerichtet.
Nach einer bestimmten Zeit kann eine Frau keine Kinder mehr kriegen. Werden die Augen schwächer und die Ohren hören nicht mehr so gut. Das ist normal. Wie ein Zelt ist er, das eines Tages nutzlos ist und abgebrochen. Es wird liegen bleiben und verrotten.
Eigentlich sagt Paulus, eigentlich ist uns etwas viel größeres versprochen. Durch den Heiligen Geist spürt ihr es schon in euch.
Eigentlich ist euch ein Leben bei Gott, ein Leben mit Gott versprochen. Und in diesem Leben gibt es unseren Körper in seiner vergänglichen Form so nicht mehr. Und weil wir den Heiligen Geist ahnen und so etwas von Gott verstehen wissen wir: Es wird ein Leben sein, in dem wir Gott nahe sind. So steht es in unserem Fenster: Und Gott wird unter Ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein.
Das Leben was uns nach dem Tod erwartet, es wird ganz anders sein, nahe bei Gott und ohne die Vergänglichkeit unseres Körpers. Eher als ein vergängliches Zelt ist es mit einem Haus vergleichbar. Ein ewiges Haus, eine Wohnung bei Gott.
Wie gerne wären wir heute jetzt schon manchmal unseren Körper los und wären nahe bei Gott. Am liebsten würden wir diesen neuen Zustand wie ein neues Kleidungsstück. Voller Vorfreude es auspacken und gleich drüberziehen über das alte, so wie ich einen wunderschönen, neuen Pullover sofort anziehe, egal was ich darunter habe.
Wenn wir das könnten, dann wären wir jetzt diese Welt los: Mit dem vergänglichen Körper. Mit Krankheiten wie Aids, Ebola, Tuberkolose und so vielem mehr.
Mit den Naturkatastrophen und den Kriegen. Mit den Menschen, die auf sich achten und nicht auf die anderen. Die egoistisch sind. Vielleicht gar nicht aus Bosheit, sondern weil wir Menschen einfach mal von uns auf auf uns achten.
Wie gern wären wir das los. Vor allem, wenn wir unsere Lieben mitnehmen könnten, sie mit uns in einem Haus bei Gott wohnen würden. Und unsere Verstorbenen auch dabei wären. Wie gerne würde ich meinem verstorbenen Vater umarmen, mit ihm reden und ihm meine Tochter zeigen, die er nur als Neugeborenes kennt.
Aber: so weit ist es noch nicht. Der Heilige Geist lässt uns glauben, dass es einmal soweit sein wird. Dass Gott seine Versprechen hält. Aber wir müssen warten.
Wie schön wäre es, wenn die Welt jetzt schon so wäre. Zumindest ansatzweise. So weit wir es in dieser Welt umsetzen können. Wie schön wäre es, wenn wir alle aufeinander achten würden. Wenn wir uns für den Frieden einsetzen würden. Wenn wir gemeinsam Geld für Forschung gegen Krankheiten geben würden. Wenn Sterbenskranke keinen Todeswunsch mehr hätten, sondern so umsorgt würden, dass wir nicht über Sterbehilfe diskutieren bräuchten.
Wie schön wäre es, wenn Eltern alle Unterstützung hätten, die sie bei der Kindererziehung bräuchten. Wenn Familien so wichtig wären, dass wir nicht über Social Freezing nachdenken bräuchten.
Wie schön wäre das. Wir können etwas dafür tun: Um Gottes Reich schon jetzt und hier vorzubereiten. Um für eine bessere Welt zu sorgen. Und Gott, er würde sich freuen, wenn die Welt jetzt schon lebenswerter wäre.
Wenn wir uns für eine bessere Welt einsetzen, dann können wir am Ende unseres Lebens auch feststellen: Ja, das habe ich gut gemacht. Neben all dem, was mir misslungen ist in meinem Leben, habe ich das gut geschafft.
Hier konnte ich mich für eine bessere Welt nach Gottes Maßstäben einsetzen. Hier ist mir etwas gelungen und hier nicht.
Die Erkenntnis, wieviel uns misslungen ist, wird uns wahrscheinlich sehr schmerzen. Und gleichzeitig werden wir uns freuen, dass auch manches gelungen ist.
So, denke ich, wird es sein, wenn wir einmal vor dem Richterstuhl Christi stehen und wir unseren Lohn erhalten für all das, was wir in unserem jetzigen Körper tun.
Amen.