Liebe Gemeinde,
letzten Donnerstag sind Wunder passiert. Hier in diesem Gebäude. Ich hatte zum Bibelkreis eingeladen und 10 Minuten vor 8 war die erste Person da. Ein Wunder, wo doch sogar bei dem Konzert der Sinfonietta um 10 vor kaum jemand da ist. Aber die Wunder gingen weiter, denn 10 Minuten nach 8 waren 12 Leute da. 12 Leute, die sich teils nie vorher gesehen hatten. Die saßen nun um einen Tisch und redeten frei von der Leber, je nachdem wie einem zumute war und wieviel er sagen wollte über den heutigen Predigttext. Auch der handelt indirekt von Wundern, auch wenn die nicht gleich erkennbar sind. Paulus schreibt im Philipperbrief im 2. Kapitel:
Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit,
so macht meine Freude dadurch vollkommen,
dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient
Wunder? Wo kommen denn da Wunder vor? Geht es nicht eher um Ermahnungen. Die kennen Sie ja schon von Paulus, wenn sie in den letzten Wochen da waren. Und es sind meist die gleichen: Seid einträchtig, habt keinen Streit, seid Demütig. Und denkt immer dran: Ihr seid alle Christen!
Als würde uns das zu Supermenschen machen.
Und ich weiß nicht wie es Ihnen geht: Ich habe diese Woche keine Lust mehr auf Ermahnungen! Ich will etwas Mutmachendes, Geschichten die das Herz erfreuen, die Lust machen auf mehr.
Und da sind wir am Donnerstag bei der „Gemeinschaft des Geistes“ hängen geblieben. Was ist gleich wieder der ominöse Geist, der Geist Jesu, der Heilige Geist?
In der BasisBibel stand eine Erklärung die so gut ist, dass ich sie direkt übernehme: „Geist Gottes/Heiliger Geist: Die Kraft, die von Gott ausgeht und Leben schafft“
Wo haben Sie es denn schon gespürt? Habe ich gefragt? Woher kennen Sie das?
Diese zugegebenermaße abstrakte Frage führte erst einmal zu schweigen. Sollte etwa wirkungslos sein?
Und so haben wir uns gefragt, was Paulus darunter versteht. Da kamen uns die Bilder des Paulus, mit denen er Gemeinschaft beschreibt: Alle Christen bilden einen Körper mit Christus als Haupt und jedes Körperteil hat seine Aufgabe, nach seinen Fähigkeiten. Und keiner ist besser als der Andere, alle sind als Christen gleich: Mann und Frau, Sklave und Herr. Damals eine unvorstellbare Vorstellung.
Und die hatte auch eine sehr praktische Auswirkung. Onesimos war dem Philemon entlaufen und zu Paulus geflohen. Der war ein Freund des Philemons und sollte gut auf ihn einwirken. Paulus tat das, indem er Onesimos zurückschickte und in einem Brief Philemon ermahnte ihn gut zu behandeln: Ihr seid eins in Christus!
Der Geist Gottes, er schuf Leben: Indem es eine Gemeinschaft gab, wo alle akzeptiert wurden und in der die Sklaven gut behandelt wurden. Einfach nur, weil alle Christen waren. Gottes Geist, die Kraft die Leben schafft.
Aber was ist mit uns heute? Wo ist bei uns Gottes Geist, die Kraft die Leben schafft?
Diese Frage hat es in sich und so schwiegen wir noch ein Weilchen bevor jemand sagte: „Das ist doch wie in einer Ehe: Irgendwann kommt es zu einem heftigen Streit und man muss sich entscheiden: Bleiben wir zusammen oder trennen wir uns. Wir“ – so erzählte sie – „haben ein gemeinsames Ziel, eine Gemeinschaft die uns verbindet. Und so bin ich jetzt schon über 20 Jahr verheiratet.“
Gottes Geist, der Leben schafft: Zum Beispiel in einer Ehe.
Und plötzlich kamen immer mehr Ideen von Gottes Geist, der Leben schafft. Wir erzählten uns, wie Gottes Geist in Wackersdorf spürbar war, als zur Gewaltfreiheit aufgerufen wurde.
Wir entdeckten Gottes Geist 1989 in Leipzig, als betende und Singende Menschen ein Unrechtsregime zum Sturz brachten.
Wir fanden Gottes Geist in Südafrika, wo trotz der gewaltigen Unterschiede und der vielen Gewalt schwarz und weiß und viele andere Rassen zusammenleben.
Und wir sahen ihn in unserer Kirchengemeinde, in der immer mehr zusammenwächst was zusammengehört. Im Festzug, in der Familienrallye und im Gottesdienstbesuch.
Gottes Geist schafft Leben. Die Kunst ist ihn zu erkennen, ihn zu entdecken und sich von ihm inspirieren lassen.
Der Rest der kommt dann schon. Amen.