Liebe Gemeinde,
„Da kannt ja jeda daherkumma!“ So reagiert man hier, wenn einer sich etwas anmaßt, wenn einer mehr sein will als er ist oder sich wichtig macht.
„Da kannt ja jeda daherkumma!“ So würden wir wohl reagieren, wenn einer kommt und behauptet er hätte eine Nachricht von Gott. „Da kannt ja jeda daherkumma!“ so haben sie auch vor 2000 Jahren reagiert, die Pharisäer und die meisten Juden, als Jesus behauptet er wisse gant genau, was Gott wolle.
Einige sagten, er soll doch ein Wunder tun, um zu beweisen, dass er Gottes Bote sei.
Aber Jesus lässt sich darauf nicht ein, er reagiert auf so etwas mit Worten und spricht sonderbare Worte. Sie stehen im Johannesevangelium im 18. Kapitel:
Der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.
Sie verstanden aber nicht, dass er zu ihnen vom Vater sprach.
Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.
Als er das sagte, glaubten viele an ihn.
Sie verstanden aber nicht, dass er zu ihnen vom Vater sprach.
Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.
Als er das sagte, glaubten viele an ihn.
„Da kannt ja jeda daherkumma“: Jesus nimmt sivh viel heraus: „Was ich von Gott gehört habe, das rede ich zur Welt. Wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Ich tue allezeit was ihm gefällt.“ Jesus sagt: Gottes Wille und mein Handeln und Reden sind eins. Das ist eine Behauptung, die haben noch nicht einmal die größten Propheten gewagt. „Da kannt ja jeda daherkumma“ – Behaupten er sei Gott besonders nah!
Dieser Anspruch Jesu hat viele Auswirkungen gehabt: Bei uns Christen führte es dazu, dass wir Glauben, dass in Jesus Gott selbst Mensch wurde, handelte, redete. Anders ist eine solche Nähe nicht vorstellbar.
Bei den Juden führte es dazu, dass die Christen als Sekte ausgestoßen wurden: Kein Mensch kann so nah an Gott sein.
Und im Islam führte es zur Ablehnung des Christentums: Jesus war nur ein Prophet unter vielen.
Heute glaubt nur einer, mit fast genauso viel Macht zu sprechen: Der Papst, aber auch nur in dem Fall wenn er Ex Cathedra spricht, und das wurde bisher nur einmal gemacht.
Und wir als Evangelische denken uns dann nur: „Da kannt ja jeda daherkumma“
Wenn wir das, was Jesus sagt, akzeptieren, wird es schwer für uns: Denn dann ist sein Handeln und Reden 1 zu 1 identisch mit Gottes Wünschen. Und Jesus ist radikal im Denken, Reden und Handeln.
Jesus überlegt nicht, ob man sich in Gefahr begibt, wenn man jemand am Strassenrand hilft. Er sagt in der Geschichte vom barmherzigen Samariter: Der, der deine Hilfe braucht, dem Hilf! Das bringt dich Gott nahe.
Jesus wehrt sich nicht, wenn jemand ihn beleidigt oder schlägt. Er sagt: Biete deinem Gegner auch noch die zweite Wange da.
Jesus interessiert sich nicht für Familie, er interessiert sich nicht einmal für Trauer. Er sagt: Lass die Toten ihre Toten begraben, folgt mir lieber nach!
Jesus ist eine Zumutung. Er mutet seiner Umwelt, denen die ihm nachfolgen und uns viel zu. Er fordert viel, was unsere Grenzen verletzt, was wir nicht tun wollen.
Und das heißt auch wiederum: Gott mutet uns viel zu! Er fordert viel! Gott ist radikal!
Und ganz ehrlich: Sagt da nicht ein kleines Stimmchen in uns: „Gott kann doch nicht so hart sein, er weiß doch wie schwer ich mich tue, das alles zu erfüllen.“ Sagt da nicht ein kleines Stimmchen: „Da kannt ja jeda daherkumma“?
Jesus lässt die Menschen um ihn herum mit seinen Worten nicht allein. Er macht Ihnen ein Versprechen:
Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.
Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, werdet ihr glauben.
Die Erhöhung des Menschensohns, das bedeutet bei Johannes Jesu Kreuzigung. Der Moment, in dem er erhöht über der Erde am Kreuz hängt und stirbt. Und gleichzeitig, denn das gehört für Johannes zusammen: Die Auferstehung, denn der Tod ist nicht das Ende der Geschichte.
Wenn ihr also sehen werdet wie ich Sterbe und wie ich wieder zu Leben erweckt werde, dann werdet ihr glauben.
Und ich denke bis heute ist Jesu Leben, ist sein Tun und seine Botschaft vor allem deswegen glaubwürdig, weil er Radikal bis zum Ende blieb, weil er bereit war für seine Botschaft der Liebe Gottes zu sterben.
Und weil drei Tage nach seinem Tod sich die Botschaft verbreitete: Er lebt! Und diese Botschaft lebt bis heute, 2000 Jahre nach seinem Tod.
„Da kannt ja jeda daherkumma, einfach behaupten, dass a Tota wieda lebt. Des soll mia mol ona beweisn!“
Nein, beweisen kann man es nicht. Zumindest nicht wissenschaftlich, nach unseren Maßstäben.Aber vielleicht würden die auch gar nicht so viel aussagen, denn es gibt viel, was sich mit wissenschaftlichen Maßstäben schwer erfassen lässt. Die Liebe beispielsweise, die ist mehr als nur Ausschüttung von Hormonen. Spüren kann man sie im Herzen und ihr Ernst beweist sich im Leben.
Ich glaube auch die Frage, ob wir Jesus glauben, seinen Anspruch Gottes Botschaft zu verkündigen ernstnehmen, ich glaube auch diese Frage entscheidet sich letztendlich im unseren Herzen.
Bei den Menschen damals hat es sich entschieden: Als er das sagte, – so berichtet Johannes- glaubten viele an ihn.
Amen.