Liebe Gemeinde,
Am Wechsel des Jahres möchte ich mit Ihnen über die Jahreslosung 2019 nachdenken. Die Jahreslosung wird immer einige Jahre vorher ausgewählt und soll uns das ganze Jahr begleiten.
Für 2019 wurde ein Stück aus dem Psalm 34 ausgewählt: „SucheFrieden und jage ihm nach“
Bei der Vorbereitung macht ein Kollege darauf aufmerksam, dass es sich umeinen sogenannten Akrochistischen Psalm handelt. Bei diesere Psalmartist der Psalm auch literarische Kunst: Die Anfangsbuchstaben jedesVerses folgen dem hebräischen Alphabet. Das entspricht dem, wenn wirversuchen würden, die Jahreslosung von A-Z durch zu buchstabieren.Warum auch nicht, so fragte dieser Kollege und machte es vor.
Warumauch nicht? So habe ich mich auch gefragt, und mein eigenes A-Zgebildet. (Und Sie haben dieses A-Z mit dem ich mich vorbereitethabe, ausgeteilt bekommen und sind herzlich eingeladen mitzudenken,mitzuschreiben, eigene Buchstaben aufzuschreiben, mit nach Hause zunehmen und ihr Friedens A-Z zu füllen)
EinAkrochistischer Psalm, da ist das A schon drin, der in der B-Bibel steht. Die Bibel schreibt überhaupt viel über den Frieden,allein bei der Suche für „Friede“ und „Frieden“kommen über 600 Treffer in der Lutherbibel 2017 zustande. Das gehtvon der Aufforderung, bevor man eine Stadt angreift, ihr den Friedenanzubieten bis zum Jesus Wort: „Frieden lasse ich euch, meinenFrieden gebe ich euch“.Ganz unterschiedliche Friedensgedanken gibt es in der Bibel. Viermal kommen Friede und Fröhlichkeit zusammen. Das ist kein Wunder, Friede führt zu Fröhlichkeit.
Damit es auch im Krieg Fröhlichkeit gibt ist Anas al-Basha in Aleppo geblieben. Er hat die rote Nase aufgesetzt, die Clownshose angezogen und war der Friedenclown von Aleppo. Er ließ den Krieg vergessen und schaffte dadurch Momente des Friedens. 2016 starb er bei einem Luftangriff.
Der C-Clown hat eine Aufforderung der Jahreslosung ernst genommen: Das „D-Du“ in „Suche Frieden und jage ihm nach“, das spicht dich ganz konkret an.Suche Du Frieden. Drücke dich nicht! Jage ihm nach. Nur wenn jedervon uns sich angesprochen fühlt, wird der Frieden klappen.
Zum Frieden gehört für mich die Ehrlichkeit. Wenn keine Ehrlichkeit herrscht, kann ich dem anderen nicht trauenund er mir nicht. Wenn aber kein Vertrauen herrscht, wie kann ich mit ihm in Ruhe mein Leben leben?
F wie – ganz selbstverständlich – Friede und der Frage: Was istFriede? „Frieden ist die Abwesenheit von Krieg“, so sagt eine Definition. Aber Friede st viel mehr, zumindest in der Bibel und in unserem Glauben. Friede ist, wenn wir alle eine gute Beziehung zueinander und zu Gott haben. Wenn wir auf einander acht geben, wenn wir uns umeinander kümmern. Friede – eigentlich macht ihn
G-Gott. Denn wir selbst, wir Menschen, schaffen es kaum – über unserem Ärger zu stehen und uns nicht maßlos übereinander zu ärgern, weil der hat doch und ich hab ihm doch schon tausendmal gesagt, dass… Und schon ist der Friede ganz schnell vorbei. Da brauchen wir Gott undseinen Heiligen Geist um drüber zu stehen. Kraft dafür geben soll uns ja das Abendmahl.
In Neunburg reichen wir uns dann am Ende die Hände.Meine Mentorin hat dazu immer gesagt: „Hände, die man sich reicht, können sich nicht zu Fäusten ballen.“ Hände reichen,auch ein Zeichen des Friedens.
I- wie Idealismus: Ohne einen gehörigen Schuss Idealismus geht Friede nicht. Denn Realistischgesehen ist es doch so, dass der andere mir wahrscheinlich…, weilich habe ihm ja schon tausendmal gesagt dass… Sie wissen schon. Undlogischerweise geht man dann davon aus, dass er mich ja betrügen,belügen, bekämpfen könnte. Da sind auch wir Christen nicht davor gefeilt. Also Idealismus.
J-Jesus war so ein Idealist. Was ich mit am meisten an ihm bewundere, ist dass er die Menschen durch Gottes Augen sehen konnte. Er konnte inden abscheulichsten Typen noch das Gute erkennen, das Ideal sehen. Bewunderswert.
mit J wie Jagen zusammenstehen. Jaget dem Frieden nach! Eine Martialische Sprache, die aber in der Bibel öfters vorkommt: Da ist von der Waffenrüstung Gottes und dem Schild des Glaubens die Rede. Kann man für Frieden kämpfen? Oder widerspricht sich das? Und darfich mit Waffengewalt für den Frieden eintreten? Eine uralte Frage,für die jeder eine eigene Antwort finden muss.
L-Liebe: Eine wichtige Zutat zum Frieden. Ich brauche viel Liebe zu den Menschen um mich für denFrieden einzusetzen, mich zu engagieren. Wenn ich Menschen nicht mag ist mir der Friede egal.
Mahatma Ghandi und Nelson Mandela waren zwei, die diese Liebe zu den Menschen hatten. Sie waren nicht perfekt, aber dieschafften es trotz der eigenen Unterdrückung sich für den Friedeneinzusetzen und den Gegnern zu verzeihen.
Beide einte auch der O-Optimismus: Der Glaube an eine gute Zukunft. Der Optimist glaubt daran, dass Friede möglich ist,der Pessimist dran, dass der Krieg unvermeidbar ist.
P- Wie der Psalm 34, aus dem unser Vers stammt. Es lohnt sich zu Hause in Ruhe den ganzen Psalm zu lesen. Er erzählt vom Vertrauen darauf, dass Gott die Gerechtenbeschützt. Und er gibt praktische Hinweise, wie man ein Gerechterwird. Dazu zählt auch unsere Jahreslosung: Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
Q: Da musste ich an die James-Bond-Filme denken: Q ist der Codename des genialen Erfinders der Bond Autos und Bond Waffen. Und Q sagt injedem Film zu Bond, wenn er neue Waffen aushändigt, an denen er langgebastelt hat: „Und bringen Sie es heil wieder“. Was Bondnie macht, wenn etwas zurück kommt, dann nur in zerstörtem Zustand.Friede bewahrt und Krieg zerstört. Q weiß das am besten.
Ebenfalls im Psalm 34 kommen R -die Reichen. In Psalm 11. Die Frage nach Arm und Reich gehört mit ineinen FriedensABC, denn ohne
Sozialen Frieden gibt es keinen Frieden. Wenn die Schere zwischen Arm und Reich riesig ist und immer weiterauseinander geht, dann wird der Friede durch Neid zerstört und irgendwann kommt es auch zur Gewalt. Davon hat schon Marx geredet und man kann über den Rest denken wie man will: Ich glaube, darin hatte er Recht.
T wie Therapeuten: Therapeuten braucht man wenn es Krieg gibt. Auch in Deutschland inzwischen, obwohl wir hier keinen Krieg erleben. Aber wir haben in unseren Kindergärten und Schulen Kinder, die ein Maßan Gewalt miterleben mussten, das im Fernsehen und Kino nie gezeigtwerden würde. Ich habe in Neunburg schon gehört, dass Erzieher und Lehrer sagen: Wir bräuchten hier einen Therapeuten. Und auch die deutschen Soldaten, die im Auslandseinsatz sind, unter Beschuss gerieten und vielleicht selber schießen und töten mussten, brauchen therapeutische Hilfe. Egal ob Soldat oder Zivilist: T erinnert mich daran, dass es im Krieg nurOpfer gibt.
Uwie Unverständnis und V wie Verständnis. Ich glaube Frieden bewahren geht nur, wenn ich michbemühe den Anderen, mein Gegenüber zu verstehen. Und dabei helfe ndie W – Fragen: Wer macht eigentlich was und wo? Und vor allem Wieso, weshalb, warum? Das ist kompliziert das Fragen, aber es löst viel Konflikte. Manches betrifft mich gar nicht, manchmal liegen die Gründe ganz woander sals ich mir dachte. W-Fragen schaffen Verständnis füreinander.
Dennoch sollte man sich kein Xfür ein U vormachen lassen, oder anders gesagt: Kritisch bleiben.Den anderen hinterfragen, auch keinen Konflikt scheuen. „Streitzeigt, dass jemand psychisch gesund ist. Ein Choleriker wird nie Amok-Laufen.“, so sagte vor kurzem ein Psychotherapeut zu mir. Streiten heißt nicht den Frieden stören. Wenn wir uns ernst nehmenbeim Streiten und mit Liebe streiten, dann wird das den Frieden eher stärken.
Y –das Kennzeichen derBundeswehr. Ich musste ja nicht zur Bundeswehr. Nicht nur wegen demPfarrer werden, sondern als dritter Sohn. Und wenn, ich glaube ich hätte verweigert. Ich wollte und will nie in die Situation kommen,auf Menschen schießen zu müssen. In Neunburg ist die Bundeswehr Teil des Ortes. Jahrzehntelang war sie dort, die Kirche wäre ohne sie nie erweitert worden, viele ehemalige Soldaten sind Gemeindeglieder und Thanstein, Teil meines Gemeindegebietes, ist Patenort der Garnison in Pfreimd. Die oben schon erwähnte Frage: Braucht man Waffengewalt oder zumindest die Androhung und das Potential etwas tun zu können um den Frieden zu bewahren, sie ist uralt und immer noch aktuell und jedes Bundeswehrfahrzeug, erinnert mich dran: Noch ist die Frage zustellen. Erst wenn Gottes Reich anbricht und es endgültig Frieden gibt, dann ist die Frage klar: Dann braucht es keine Armee mehr.
Z wie das Zutrauen: All die vielen Gedanken, die vielen Anregungen wie Frieden gesucht und gestärkt werden kann, gehen nicht ohne Gottes Hilfe. Wir brauchen also das Zutrauen, dass Gott uns beim Friede nsuchen, bewahren und stärken hilft. Zutrauen zu Gott – ohne das wird es für uns als Christen schwer mit der Jahreslosung 2019: „Sucheden Frieden und jage ihm nach“
Amen.