Sich regelmäig an Gottes Liebe erinnern – Gottesdienst zum Sch’ma Jisrael (Dtn 6,4-9) am 1. So nach Trinitats

Liebe Gemeinde!
Mose spricht zu seinem Volk. Er weiß, dass er bald sterben wird. Und da er der Älteste ist, will er die Erfahrungen und Erkenntnisse seines Lebens noch einmal weitergeben. Und in der Rede macht er einen Rückblick. Er schaut zurück auf die Geschichte seines Volkes Israel. Das von Gott geliebte Volk Israel.
Er schaut zurück auf die Unterdrückung der Sklaverei in Ägypten und dass Gott, der sein Volk liebt, Israel aus der Sklaverei geführt hat.
Er schaut zurück auf die Flucht und die Rettung am Roten Meer.
Er schaut zurück auf das Chaos im Lager und in der Wüste und auf die von Gott geschenkte Ordnung mit den Geboten.
Er schaut zurück auf den immer wiederkehrenden Verrat des Volkes und darauf, dass Gott sein Volk trotzdem immer wieder rettete.
Und er schaut voraus, auf das Land in dem Milch und Honig fließt und weiß: Gott liebt das Volk Israel so sehr, dass er ihm das Land schenkt.

Manchmal sind wir wie Mose. Wir bleiben stehen und schauen zurück auf unser Leben. Wir sehen, wo es uns schlecht ging und Gott uns befreite.
Wir sehen Bedrängung und Rettung.
Wir sehen, wo wir über Gott schimpften und er uns trotzdem nicht verließ.
Wir sehen Gottes Liebe zu jedem von uns, wenn auch manchmal nur sehr verborgen.
Was wird die Zukunft bringen? Sehen Sie auch ein gelobtes Land in dem Milch und Honig fließt wie Mose?

Mose erzählt von Gottes Liebe. Und dann kommt er zu einer enorm wichtigen Stelle. Sie steht im 5. Buch Mose im 6. Kapitel:
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.
Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand,
und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

Höre Israel, höre auf Gottes Liebe und höre darauf, dass nur Gott, Gott allein dich bewahrt hat. Dass er allein der ist, der dich aus Liebe gerettet hat. Dass er allein der ist, der dich in Zukunft bewahren kann und wird.
Vergiß das nie! Wirf diese Liebesbotschaft Gottes nicht weg. Lehne sie nicht ab! Sondern antworte mit Liebe: Bewahre sie in deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele, mit all deiner Kraft. Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, mit all deiner Kraft.
Nicht nur als Gefühl, sondern auch in der Tat! Halte dich an seiner Regeln, die er dir aus Liebe zu dir gegeben hat.
Nimm dir seine Liebe, seine Regeln, seine Geschichte mit deinem Volk zu herzen. Übe es mit deinen Kindern ein, dass wir nur einen Gott haben, der uns liebt!
Erzähle zu Hause und außerhalb von der Liebe Gottes zu seinem Volk, von seinen Worten und Taten, davon, dass es nur einen Gott gibt. Lebe diese Botschaft mit deinem ganzen Leben, ob du sitzt oder stehst, dich niederlegst oder aufstehst.
Sei ganz dabei. Bete nicht andere Götter an. Mach nicht Geld oder Arbeit oder ein Hobby zu dem wichtigsten in deinem Leben. Versuch die Hilfen zu befolgen, die Gott dir für dein Leben gab.
Und damit du es nie vergisst: Schreibe es dir auf: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Schreibe es dir auf kleine Zettel, wenn du betest, hänge sie an deine Hände und an dein Herz.
Hänge es dir an die Türrahmen in deinem Haus, damit du immer an die Liebe Gottes erinnert wirst, an den Bund den er mit dir und deinem Volk geschlossen hat.
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.
Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand,
und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

So sagt es heute, so wird es bis heute im Judentum gemacht. Das Schema Jisrael, das Höre Israel, wird beim Morgen und Abendgebet gesprochen. Es ist Teil des Sterbegebets im Judentum. Auf kleinen Zetteln hängt es an den Gebetsriemen der jüdischen Männern an Armen und auf der Stirn.
Auf kleinen Zetteln hängt es an den Türrahmen jüdischer Haushalte.
Und im Judentum wird immer wieder an die Liebe Gottes erinnert. Am Freitag abend, mit Beginn des Sabbats, wird an die Befreiung aus Ägypten erinnert.
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.
Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

Wann machen wir das als Christen in einer solchen Regelmäßigkeit und Beharrlichkeit? Wie erinnern wir uns an die Liebe Gottes, immer wieder?
Jesus hat auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot erstmal geantwortet: Ihr kennt es: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und ergänzt durch die Liebe zu sich selbst und zum anderen sagt er: Das sind alle Regeln die ihr braucht!

Im Judentum erinnert man sich immer wieder an die Einzigartigkeit Gottes und Gottes Liebe zu uns. Aber wann erinnern wir uns Christen regelmäßig dran? Ohne schlechtes Gewissen, weil wir arme Sündern sind, die befreit werden müssen?

Es ist wichtig, von der Liebe Gottes zu hören und sie im Kopf zu haben. Aber das Judentum hat Taten als Zeichen dafür. Und das ist enorm wichtig. „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“ heißt es in unserem Leben. Und auch bei einer Liebesbeziehung sind Taten etwas wichtiges: Man kann tausendmal sagen ich liebe dich, aber wenn man im Alltag nie die Wäsche wäscht, das Geschirr abwäscht oder sich um die Kinder kümmert, wenn der andere müde ist, was hilfts?

Hier glaube ich ist das Judentum ein großes Vorbild für das Christentum. Weil es Erinnerungsregeln gibt, Erinnerungsregeln, bei denen man etwas tut: Ein Jude wird durch die Berührung des Schema Jisrael am Türrahmen daran erinnert, dass Gott der Einzigartige ist, der uns liebt und beschützt- ähnlich gibt es das im Katholizismus mit dem Weihwasser, das uns an die Taufe erinnert.

Wo haben wir unsere Erinnerungsangewohnheiten? Das, was uns regelmäßig an die Liebe Gottes erinnert. Ist es ein Kreuz im Wohnzimmer?
Ein regelmäßiges Morgen- oder Abendgebet, das mit einem Danke! Beginnt? Ist in unseren Gebeten mehr danke oder mehr bitte zu hören?
Singen wir nur traurige Lieder oder auch fröhliche?
Erzählen wir von Gott? Unseren Kindern und Enkelkindern? Freunde, Bekannten, Menschen mit denen wir im Gespräch sind?
Spürt man uns ab, dass wir die Liebe Gottes erfahren haben? Das wir daran glauben, dass Gott der ist, der uns bewahrt und beschützt, auch über den Tod hinaus, und nicht irgendetwas anderes?

Das sind für mich die Fragen, die uns der heutige Predigttext stellt. Fragen, die jeder nur für sich selbst beantworten kann.
Diese Fragen gebe ich Ihnen sozusagen als Hausaufgabe mit. Zum drüber-Nachdenken.
Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.
Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

Amen.

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