Ein schwerer Segen – Predigt zu Num 6 (Trinitatis 6)

Liebe Gemeinde,
unser Predigttext für heute ist ein sehr bekannter Text, den Sie alle wahrscheinlich schon auswendig kennen. Es ist der aaronitische Segen, der seit Luther am Ende fast jedes Gottesdienstes gesprochen wird. Luther hatte die 2000 Jahre alte Tradition des Judentums aufgegriffen und den aaronitischen Segen am Ende des Gottesdienstes eingeführt.
Im Judentum gibt es genaue Regeln zur Segenserteilung, denn nur Nachfahren Aarons dürfen diesen Segen sprechen und im Judentum ist vollkommen klar: Der Segen gilt nicht nur einer einzelnen Person, sondern der Gemeinschaft.
Doch hören wir den Predigttext aus dem Buch Numeri, dem 4. Buch Mose:
Der Herr redete mit Mose und sprach:
Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
Liebe Gemeinde,
ich muss ganz ehrlich sagen: Es fällt mir heute schwer, über dieses Segenswort zu predigen. Denn wie Sie wissen, gab es letztes Wochenende in Neunburg 3 tragische Todesfälle: 2 junge Motorradfahrer die starben, sowie ein wenige Wochen altes Baby.
Einer der Motorradfahrer wird am Mittwoch evangelisch beerdigt werden und im Gespräch sagte die Familie: Wir haben doch jeden Tag gebetet, dass ihm nichts passiert.
Der Herr segne dich und behüte dich;“ so lautet der Segen, die Bitte, die hier nicht erfüllt wurde. Der Segen, den ich ihm wohl auch schon im Gottesdienst zugesprochen habe.
Und mir wurde in den letzten Tagen immer mehr bewusst, wie schwierig es ist „Segen“ zu bestimmen. Segen ist eben doch kein Magisches Zauberwort. Es ist nicht garantiert, dass nichts passiert, dass der Segen eintritt.
Segen ist ein Wunsch für andere.
Und gleichzeitig ist er aber auch mehr: Segen ist auch Gottes Zusage, dass er uns begleitet. In der jüdischen Tradition, halten die Nachfahren Aarons ihre Hände so, dass Platz zwischen den Fingern ist. Zwischen ihren Händen ist im Gottesdienst die Thora zu sehen. Ein Zeichen dafür, dass nicht die Menschen den Segen zusprechen, sondern Gott.
Und diese Begleitung ist – auch das müssen wir in diesen Tagen immer wieder feststellen – nicht immer so, wie wir sie uns wünschen. Denn am schönsten wäre ja, wenn gar nichts passieren würde. Aber leider, ist unsere Welt nicht so.
Und so brauchen und wünschen wir uns Gottes Begleitung in dem wir uns Segnen und Segen zusprechen lassen.
Drei Teile hat der aaronitische Segen, vielleicht wurde er auch deswegen an Trinitatis als Segenstext ausgesucht. Einige Ideen dazu, sehr bewusst in dem Wissen, dass meine Anmerkungen nicht der Weisheit letzter Schluss sind:
Der Herr segne dich und behüte dich: „Wie ein Regenschirm“, so hat es jemand formuliert, „Wie ein Regenschirm stelle ich mir Gottes Segen vor. Vielleicht ein schönes Bild: Ein Regenschirm, der bei Unwetter, aber auch bei kleinen Regenschauern da ist. Kleine Regenschauer, das kann der ganz alltägliche Stress im Job und der Familie sein. Auch hier will Gott uns begleiten, auch hier möchte er uns segnen und bewahren.
Vielleicht ist der Regenschirm ein wirklich gutes Bild: Denn der Regenschirm verhindert Unwetter und Regenwolken nicht. Bei einem schweren Regen, wird man auch trotz Regenschirm nass, aber nicht es ist ein kleiner Schutz im Unwetter des Regens. Vielleicht geht es genau darum: auch in den kleinem Schutz, den wir in schweren Zeiten erleben, Gottes Segen zu sehen? Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
Das Angesicht Gottes zu sehen ist im Judentum etwas fast todbringendes, so heilig ist es. Gottes Angesicht, das über mir leuchtet, wie die Sonne an einem schönen Tag: Das heißt Gott ist mir ganz nahe. So nahe, wie Jesus uns als Mensch unter Menschen war. Gottes Angesicht weißt darauf hin, dass Heil und Gottes Wohltaten an den Menschen geschehen. Seine größte Wohltat ist wohl seine Gnade. Seine Gnade ist stärker als unser Versagen. Egal was wir machen, Gott will sich nicht von uns trennen. Für ihn dürfen wir immer wieder neu anfangen, er sieht immer das gute in uns.
Eigentlich eine Wichtige Zusage am Ende des Gottesdienstes, am Beginn einer neuen Woche: Gott sehe immer das Gute in dir!
Im Dritten Teil des Segens bleibt es beim Bild des Angesichts: der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden –in der liturgischen Form lautet es: Der Herr erhebe sein Angesicht auf auf Dich und gebe dir Frieden. Frieden, das ist ein Wunsch, den wir alle haben: Friedlich beieinander wohnen, friedlich miteinander leben. Sich miteinander verstehen. Frieden heißt auf Hebräisch „Schalom“ und Schalom ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Schalom, das bedeutet Heil für alle, ein Frieden, der sich auf alle Lebensbereiche erstreckt und wiederum Gutes bewirkt.
Als Christen sagen wir: Diese Kraft Gottes, die Schalom bewirkt ist der Heilige Geist. Nur Gottes Kraft, Gottes Heiliger Geist kann in unserer Welt Schalom, Frieden, Heil bewirken. Doch wir sind daran nicht ganz unschuldig. Denn durch uns handelt Gottes Geist, durch uns wirkt er. In uns wird Gottes Segen zur Tat.
Darauf hoffe ich, in den nächsten Tagen. Das bei den Familien, die von den Toden betroffen sind und überall, wo an Gott gezweifelt wird, Menschen da sind, durch die Gottes Geist wirkt. Ich hoffe, dass Gottes Segen in den kleinen Worten und Taten auch die Menschen berührt, die gerade trauern. Das auch sie ein bisschen von dem Segen spüren können, den Gott uns zusagt:
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.

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